Beratungsaktion

Apotheke wirbt mit Galgenstrick

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Berlin -

„Diabetes. Kein Grund sich hängen zu lassen.“ Eigentlich kein schlechter Werbeslogan. Wenn der Spruch allerdings neben einem Bild von einem Galgenstrick steht, mag dies der ein oder andere als etwas unpassend empfinden. Das musste jetzt die Wagenfeld-Apotheke in Drensteinfurt bei Hamm erfahren. Mit der Anzeige wollte Inhaberin Kerstin Kämmerer auf die jährliche kostenlose Blutzucker-Messaktion aufmerksam machen. Das hat sie wohl geschafft – bundesweit. Sogar Spiegel berichtete – in der Rubrik „Hohlspiegel“.

Die Anzeige zeigt neben dem Slogan eine rote Zuckerschlange, die als Strick geknotet ist. „Gerne beraten wir Sie zu diesem Thema“, heißt es daneben. „Wir haben es für ein argloses Wortspiel gehalten“, so Kämmerer. Die Anzeige hing eine Woche lang im Schaufenster der Apotheke und wurde im örtlichen Meldeblatt veröffentlicht. „Wir wollten auf die Gefährlichkeit der Zuckerkrankheit aufmerksam machen und haben gehofft, dass die Kunden durch das drastische Bild die Anzeige und auch deren Inhalt wahrnehmen.“ Das haben sie. Sie beschwerten sich.

Die Anzeige sei zu heftig, hätten rund vier Kunden gesagt, die selbst allerdings keine Diabetiker gewesen seien. „Die Diabetiker, die zu uns kamen, haben sich nicht beschwert“, sagt Kämmerer. Der Vater einer 12-jährigen Tochter mit Diabetes habe in einer E-Mail seinen Ärger übermittelt, weil seine Tochter geschockt gewesen sei. Kämmerer entschuldigte sich bei dem Mädchen und konnte den Disput mit dem Vater beilegen.

Die Assoziation, dass Diabetiker sich gleich einen Strick nehmen könnten, habe ihr fern gelegen. Sie habe das Plakat gemeinsam mit einem Bekannten gestaltet, der selbst an Typ-1-Diabetes erkrankt sei. Auch eine Kollegin, die Diabetes habe, habe die Anzeige vorher für gut befunden. „Auf diesen Zusammenhang sind wir gar nicht gekommen“, so Kämmerer. „Das letzte was ich wollte, war, die Gefühle von Diabetikern oder von Kindern zu verletzen.“

Zumal auch Andere ähnliche Assoziationen nutzten. Der Fernsehsender Sat1 etwa habe zum Welt-Diabetestag einen Totenkopf aus Zucker eingeblendet. Das Motiv des Stricks sei einer Diabetes-Zeitschrift entnommen. Bisher hatte Kämmerer immer mit Bildern von Süßigkeiten geworben, in diesem Jahr suchte sie eine Alternative. Im nächstem Jahr sollen es nun doch wieder Bonbons sein.

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