Nagelpilzmittel

Öko-Test: „Viele Mittel wirken sehr gut“

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Berlin -

Etwa 12 Prozent der Deutschen sollen laut Öko-Test an Nagelpilz erkrankt sein. Betroffen können sowohl die Hand- als auch Fußnägel sein. Bevorzugt tritt die von Dermatophyten ausgelöste Erkrankung jedoch an den Nägeln des großen oder kleinen Zehs auf. Zahlreiche Mittel versprechen, den Nagelpilz in den Griff zu bekommen und Patienten von der hartnäckigen Mykose zu befreien. 15 hat Öko-Test untersucht und bewertet. Die guten Nachrichten überwiegen.

Es gibt sie zum Pinseln, Tupfen oder als Creme – die rezeptfreien Arzneimittel und Medizinprodukte zur Behandlung von Nagelpilz. Die Präparate im Öko-Test stammen aus der Apotheke. Sieben Produkte enthalten den Wirkstoff Amorolfin: Amofin (Galenpharma), Amorocutan (Dermapharm), Amorolfin von Aliud, Heumann, Ratiopharm und Stada sowie Loceryl (Galderma). Sechs Präparate enthalten Ciclopirox: Ciclocutan (Dermapharm), Ciclopirox von Acis und Winthrop, Ciclopoli (Almirall), Miclast (Pierre Fabre) und Nagel Batrafen (Sanofi). Den Test komplettieren Canesten Extra Nagelset (Harnstoff/Bifonazol, Bayer) und das einzige Medizinprodukt der Untersuchung, Excilor (Essigsäure, Exeltis).

Die gute Nachricht gibt Öko-Test vorweg: „Viele Mittel wirken sehr gut.“ Allerdings sei viel Geduld gefragt, denn die Behandlung der Fußnägel könne neun bis zwölf Monate in Anspruch nehmen. Erfolgreich könne eine Therapie jedoch nur sein, wenn die Infektion nicht ausgeprägt sei. Dann ist laut Öko-Test-Experte Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Universität Frankfurt eine Kombination aus einer systemischen und lokalen Behandlung nötig. „Eine erfolgreiche Therapie mit einem örtlich aufzutragenden Antipilzlack hat allerdings nur im Anfangsstadium einer Nagelpilzinfektion Aussicht auf Erfolg“, gibt Schubert-Zsilavecz zu bedenken.

13 der 14 untersuchten Arzneimittel bewertet Öko-Test mit der Gesamtnote „sehr gut“. Das Prädikat erhalten alle Lacke im Test. Die Wirkung sei laut Experten durch wissenschaftliche Studien überzeugend belegt. Zudem sind die Produkte frei von Verunreinigungen mit Mineralölkomponenten. Letztere führten zur Abstufung des Canesten Extra Nagelsets. Im Labor konnten aromatische Kohlenwasserstoffe aus Mineralöl – MOAH – nachgewiesen werden. Vermutlich stammen diese aus der enthaltenen Vaseline. Diese könnten vor allem bei durch eine Pilzinfektion geschädigten Nägeln leicht in den Körper gelangen. „Unter den MOAH können sich krebserregende Substanzen befinden“, begründet Öko-Test den einzigen Kritikpunkt. Immerhin kommt die Creme auf die Gesamtnote „gut“, denn auch hier ist die Wirksamkeit überzeugend belegt, so die Tester.

Nichts zu beanstanden gibt es beim Testparameter Beipackzettel. Alle Packungsbeilagen lieferten detaillierte Hinweise zur Anwendung der einzelnen Produkte.

Das Medizinprodukt Excilor kann Öko-Test nicht empfehlen. Die Wirksamkeit sei nicht überzeugend belegt, somit kommt das Essigsäure-haltige Präparat nur auf das Gesamturteil „mangelhaft“. Das Medizinprodukt der Klasse IIa ist seit Februar 2017 am Markt und besitzt eine physikalische Wirkung nach dem Prinzip der Langzeitübersäuerung der Mikroumgebung des Nagels. Sinkt der pH-Wert in und unter dem Nagel, ist die Umgebung für den Pilz nicht mehr ideal und die Ausbreitung wird verhindert. So beschreibt der Hersteller die Wirksamkeit auf der Verpackung. Außerdem gibt es eine Studie, die die Wirksamkeit des Hausmittels Essig mit dem antimykotischen Wirkstoff Amorolfin vergleicht. Die Daten zeigen, die Wirksamkeit beider Inhaltsstoffe ist vergleichbar. Laut Schubert-Zsilavecz hat die Studie „jedoch auch Schwachstellen“. So wurden die Untersuchungen nur mit wenigen Patienten durchgeführt und die Angabe der Heilungsrate fehle. Es sei noch zu früh, das Medizinprodukt als Alternative zu den lokal wirksamen Antimykotika zu empfehlen.

Wer sich vor einer Pilzinfektion schützen will, sollte folgende Hinweise beachten:

  • niemals in Schwimmbädern oder fremden Badezimmern barfuß laufen
  • Socken, Handtücher und Bettwäsche immer bei mindestens 60 Grad waschen, ideal als Kochwäsche, alternativ kann dem Waschgang auch ein Hygienespüler zugesetzt werden
  • Handtücher aus hygienischen Gründen nicht von mehreren Personen verwenden, dies gilt vor allem, wenn eine Person im Haushalt an Fußpilz erkrankt ist
  • offene oder atmungsaktive Schuhe tragen, das belüftet die Füße und vermeidet einen Hitzestau
  • passendes Schuhwerk tragen; sind die Schuhe nicht zu eng oder drücken, wird Druckstellen vorgebeugt
  • regelmäßige Fußpflege beugt Schrunden und Rissen vor
  • Turnschuhe regelmäßig mit einem desinfizierenden Schuhspray behandeln
  • keine Synthetiksocken tragen, Baumwolle kann den übermäßigen Schweiß aufsaugen.
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