Hilfsorganisationen

DRK: Kaum Facharzttermine für Flüchtlinge

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Berlin -

Der ungebrochene Zuzug von Flüchtlingen setzt das Gesundheitssystem in Deutschland nach Ansicht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) unter massiven Handlungsdruck. Für Flüchtlinge seien zur Zeit bei Fachärzten für Nervenheilkunde oder Herzerkrankungen kaum Termine zu bekommen, hieß es am Mittwoch in einer auf einem Kongress verlesenen Rede von DRK-Präsident Dr. Rudolf Seiters in Berlin. Seiters konnte nicht selbst an dem Demografie-Kongress des „Behörden Spiegels“ teilnehmen.

Schätzungsweise seien 30 bis 40 Prozent der Ankömmlinge traumatisiert, argumentierte er laut Rede. Hier gelte es, angemessene Versorgungsstrukturen zu schaffen. Eine gute Gesundheitsversorgung könne ein Schlüssel für eine funktionierende Integration sein. Wer rasche Hilfe bekomme, wenn er krank ist, gewinne Vertrauen.

Gesundheitsstaatssekretär Lutz Stroppe wies darauf hin, dass Bund und Länder zur Zeit darüber verhandelten, wie Ärzte und Pflegepersonal unter den Flüchtlingen – deren berufliche Anerkennung langwierig ist – schon jetzt in den Aufnahmeeinrichtungen eingesetzt werden könnten. Zudem solle der Impfstatus der Ankömmlinge vereinheitlicht werden, sagte er bei dem Kongress.

Einrichtungen, die traumatisierte Flüchtlinge behandeln, sollten notfalls eine vereinfachte Zulassung für die gesetzliche Krankenkassen bekommen. Auch solle es den Ländern ermöglicht werden, die elektronische Gesundheitskarte mit geringem Verwaltungsaufwand einzuführen. Bisher haben nur einige wenige Bundesländer diese Karte.

In Nordrhein-Westfalen können Asylbewerber künftig mit einer Gesundheitskarte direkt zum Arzt gehen. Sie müssten dann nicht länger jede Behandlung einzeln beantragen. Allerdings kann die Karte in teilnehmenden Kommunen frühestens zum 1. Januar 2016 eingeführt werden. In Hamburg und Bremen erhalten Flüchtlinge bereits eine Karte.

Die Erfahrungen in Bremen und Hamburg haben laut dem nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium gezeigt, dass die Zahl der Arztbesuche dort nicht gestiegen sei. Mit ihrer Einführung zahlen die Städte der jeweiligen Krankenkasse pro Flüchtling und Monat 200 Euro.

Flüchtlinge sollten einer Studie zufolge so schnell wie möglich in die gesetzliche Krankenversicherung aufgenommen werden. Das sei nicht nur ethisch geboten; es spare auch Kosten. Für die Erhebung hatten die Universitäten in Heidelberg und Bielefeld Daten des Statistischen Bundesamts ausgewertet.

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