Gesundheitsmythen

Was stimmt wirklich?

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Berlin -

Wer auf kalten Steinen sitzt, bekommt Hämorrhoiden. Geht man mit nassen Haaren vor die Tür, erkältet man sich. Verschluckt man Kaugummi, verklebt der Magen. Wer kennt sie nicht, die mahnenden Zeigefinger der Eltern. Aber was ist dran an den Prophezeiungen?

Sitzen auf kalter Unterlage verursacht Hämorrhoiden
Die Annahme, dass Sitzen auf kalten Steinen zu Hämorrhoiden führt, ist weit verbreitet – aber falsch. Diese ringförmig angelegten arteriovenösen Gefäßpolster am After besitzt jeder Mensch, sie dienen dem sicheren Feinverschluss des Afters. Eine Entzündung oder einen Juckreiz bewirkt Kälte nicht. Wer lange auf einer kalten Unterlage sitzt, kann jedoch eine Analthrombose entwickeln. Hierbei handelt es sich um ein Blutgerinnsel am Anusrand. Auch wenn die Thrombose einer Hämorrhoide ähnlich sieht, ist sie keine.

Nasse Haare fördern eine Erkältung
Wer mit nassen Haaren das Haus verlässt, hat keine Erkältung zu befürchten. Allerdings: Viren können einen Infekt auslösen, wenn das Immunsystem schwach ist. Mit nassen Haaren friert man schneller, denn durch das Verdunsten des Wassers kühlt die Kopfhaut aus. Und ohnehin geht ein Teil der Wärme über den Kopf verloren. Jedoch nicht der Großteil, denn dazu ist die Fläche zu klein. Richtig ist auch, dass Frieren das Immunsystem anfälliger für pathogene Keime macht, da es anstrengend für den Körper ist.

Kaugummi verklebt den Magen
Der Mythos entstand zwischen 1945 und 1970 und ist bis heute in den Köpfen – aber falsch. Auch wenn Kaugummi eine unverdauliche Masse ist, verlässt sie Magen und Darm auf natürlichem Wege und landet in der Toilette. Neben der Kaugummibase können Zucker oder Süßstoff, Aromastoffe oder Maissirup enthalten sein. Was bleibt, ist die Gefahr, dass man sich verschluckt.

Mit vollem Magen nicht schwimmen
Nach dem Essen soll man nicht ins Wasser. Für die Verdauung benötigt der Körper einen Großteil des Blutes, somit steht weniger für die Versorgung der Muskeln zur Verfügung. Man wird schneller schlapp und ermüdet. Zudem will der Körper den Temperaturverlust ausgleichen, der durch das kalte Wasser entsteht. Auch hierfür wird Blut benötigt, es fehlt noch mehr Energie für Aktivitäten. Fahrradfahren oder Laufen sollte man nach einem üppigen Essen ebenfalls vermeiden. Aber auch das Baden in warmem Wasser, wie zum Beispiel der Badewanne, ist für den Körper nach dem Essen Stress.

Im Wasser quillt die Haut und Finger und Zehen werden schrumpelig
Nach einem ausgedehnten Bad steigt man mit kleinen Rillen an den Fingern und Zehen wieder aus der Badewanne. Der Grund für die Wellen liegt jedoch nicht darin, dass die Haut sich mit Wasser vollgesogen hat, sondern an einer Reaktion des sympathischen Nervensystems. Die kleinen Blutgefäße ziehen sich zusammen und lassen die Finger „schrumpfen“. Die Rillen bieten den Vorteil, Gegenstände besser greifen zu können, denn sie lassen das Wasser besser abfließen und abtropfen.

Nicht die Nase hochziehen
Läuft die Nase in der Schnupfenzeit, will man das lästige Sekret möglichst schnell loswerden, um durchatmen zu können. Schnäuzen oder Hochziehen? Wer sich zu stark die Nase putzt, läuft Gefahr unter dem hohen Druck die pathogenen Keime und einen Teil des Schleimes in die Nasennebenhöhlen und Stirnhöhle zu pressen. Die Folge kann eine Entzündung sein, daher sollte man sich immer unter geringem Druck die Nase putzen. Wer hingegen den Schleim hochzieht, befördert das Sekret meist in den Rachen und kann es dann ausspucken oder herunter schlucken. Die enthaltenen Bakterien und Viren können dann von der Magensäure eliminiert werden. Auch wenn dies keine schöne Vorstellung ist: Ein Teil des Sekrets wird während eines Schnupfens ohnehin über den Rachen abtransportiert.

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