Versandapotheken

Poker um Sanicare

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Berlin -

Die zahlungsunfähige Versandapotheke Sanicare steht zum Verkauf. Fast vier Monate sind seit Bekanntwerden der Insolvenz vergangen. Die Verhandlungen sind mittlerweile gereift und stehen offenbar kurz vor einem Abschluss. Die Gespräche mit Investoren seien „sehr konkret“, so ein Sprecher von Insolvenzverwalter Ralph Bünning. Der Inhalt drehe sich nur noch um Details.

Das Verhalten der Investoren sei ein „Poker“, so der Sprecher. Weder Insolvenzverwalter noch mögliche Interessenten wollen sich dabei ins Blatt sehen lassen. Wie viele Investoren noch mit im Spiel sind und wie hoch der Einsatz ist, will niemand kommentieren. Als Kaufpreis kursiert im Markt ein Betrag von 1 Millionen Euro – bei einem Umsatz von 216 Millionen Euro (2011).

Als Käufer für die Versandapotheke am Standort in Bad Laer kommen nur Apotheker infrage; eine Kapitalgesellschaft könnte nur Marke und IT übernehmen. In der Branche wurde daher gemunkelt, dass Zur Rose über einen Pharmazeuten einsteigen könnte. Die Schweizer sind eng mit einer Gruppe Berliner Apotheker um Elac-Chef Rolf Spielberger verbandelt.

Aktuell wird Mycare als Interessent gehandelt. Die in Wittenberg ansässige Versandapotheke ist seit 2004 am Markt und beschäftigt 180 Mitarbeiter. Inhaber sind Christian Buse und seine Mutter Christine. Eine mögliche Übernahme wollte Buse auf Nachfrage nicht kommentieren.

Im vergangenen Jahr konnte Mycare das Geschäft ausweiten: Seit Oktober gibt es eine Kooperation mit der österreichischen Drogeriekettte Bipa. Kunden der Rewe-Tochter erhalten wie bei der Partnerschaft zwischen dm und Zur Rose über das Internet rezeptfreie Arzneimittel. Das Geschäft sei noch ein „zartes Pflänzchen“, so Buse. „Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen.“

Sanicare hat ihr Versandgeschäft nach Firmenangaben dank Erkältungszeit und Weihnachten in den vergangenen Wochen gesteigert. Der Geschäftsbetrieb läuft nach wie vor weiter, lediglich die Klinikbelieferung war kurz nach der Insolvenz eingestellt worden.

Aktuelle Umsatzzahlen wollte man in Bad Laer nicht nennen. 2011 hat die Unternehmensgruppe des verstorbenen Inhabers Johannes Mönter mehr als 500 Millionen Euro Umsatz erzielt, 42 Prozent entfielen auf den Versandhandel.

Das Insolvenzverfahren wurde Anfang Dezember eröffnet.Ebenfalls zahlungsunfähig sind die Personalfirma und der Campingplatz. Nicht betroffen ist das Medizinische Versorgungszentrum mit ambulanten Praxen, das 2007 von Mönter gegründet wurde.

Auch die drei Apotheken von Marlies Mönter sind nicht zahlungunfähig. Das Schwimmbad SoleVital in Bad Laer, für das Johannes Mönter jr. zuständig war, ist nach der Insolvenz wieder komplett in den Besitz der Gemeinde übergegangen.

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