Großhandel

Gesine: 10 Millionen Euro von 7b

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Berlin -

Dem Großhandel Gesine scheint vorerst der Befreiungsschlag gelungen zu sein: Bei der gestrigen Generalversammlung wurde der neue Investor „7b direkt“, ein Dienstleister für Direktbestellungen, vorgestellt. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC kann Gesine für bis zu 10 Millionen Euro über 7b bei der Industrie Ware beziehen. Über die Details des Deals wurde auch den Genossen nicht viel verraten, einen Posten beim Großhändler erhält 7b-Chef Dieter Siebenbrodt aber nicht. Dafür gibt es Ärger mit einem ehemaligen Vorstand.

 

Das Treffen im Logistikzentrum in Ludwigsfelde war eigentlich für drei Stunden angesetzt. Nachmittags um fünf sollten die Kommissionierer im Lager eigentlich wieder laufen. Doch es gab viel zu besprechen und so gingen die Genossen nach zum Teil hitzig geführter Debatte erst um kurz vor sieben auseinander. Immerhin konnten auch die Kritiker aus den eigenen Reihen weitgehend besänftigt werden, die Revolte blieb aus.

Vor der Generalversammlung hatte eine Gruppe von Genossen in mehreren Anträgen scharfe Kritik an der Arbeit der Unternehmensspitze geäußert und den Mitgliedern empfohlen, den Aufsichtsratsmitgliedern Susanne Lorra und Dirk Ehrich sowie dem Ex-Vorstand Holger Gehlhar keine Entlastung auszusprechen. Außerdem war eine vollständige Neubesetzung des Aufsichtsrats gefordert worden.

 

 

Insidern zufolge sollen im Vorfeld zwischen 50 und 70 Mitglieder die Anträge unterstützt haben. Als sich mehrere Genossen gestern zur Neubesetzung des Aufsichtsrats zur Wahl stellten, wurde die Sitzung kurzzeitig unterbrochen. Schließlich wurde aber eine Lösung gefunden.

Bei der – antragsgemäß – namentlichen Abstimmung wurde die Unternehmensspitze entlastet, allerdings mit einer Ausnahme: Gehlhar, der nach sieben Monaten als Krisenmanager im Vorstand schon im Juni wieder abgetreten war, wurde keine Entlastung erteilt – auf Empfehlung des Vorstands. Anscheinend gibt es noch Uneinigkeiten über nicht gezahlte Honorarforderungen.

Über einen Antrag auf einen Nachschuss von bis zu 10.000 Euro je Genosse wurde dagegen nicht abgestimmt. Wegen mangelnder Unterstützung war der Antrag erst gar nicht zugelassen worden.

 

 

Den Deal mit 7b hatte dem Vernehmen nach Krefelder Wirtschaftsanwalt Dr. Tilman Herzog eingefädelt, der zuletzt für Gesine auf der Suche nach neuen Kapitalgebern war. Der Großhändler kann mit der Ware von 7b die Löcher im eigenen Warenlager stopfen. Denn obwohl nicht alle Genossen ihren Großhandel als Hauptlieferanten benutzen, können aktuell nicht alle Bestellungen bedient werden. Mit dem Einstieg von 7b soll die Lieferquote verbessert werden, mit weiteren positiven Effekten auf die Umsatzentwicklung.

Welche Vorteile 7b genau aus dem Investment zieht, ist bislang unklar. Wenn die Partner ihre Einkaufsvolumina zusammenlegen, könnten höhere Rabatte bei der Industrie drin sein. Möglich ist auch, dass 7b neben der Kooperation mit dem privaten Großhändler Krieger aus Koblenz auf ein zweites Logistikzentrum im Osten setzt und dabei auch von dem Belieferungsanspruch der Großhändler profitieren will. Auch Provisionen könnten eine Rolle spielen, bislang ist dies alles aber nur Spekulation.

 

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