Generikakonzerne

Teva findet keinen Chef

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Berlin -

Die Spekulation über die Besetzung des Chefpostens beim weltgrößten Generikahersteller Teva gehen weiter. Der Vorstandsvorsitzende des britischen Pharmariesen Astrazeneca, Pascal Soriot, will für absehbare Zeit an der Spitze der Briten bleiben, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete. Erst vor wenigen Tagen hatte die israelische Zeitung „Calcalist“ geschrieben, dass Soriot kurz vor einer Einigung mit Teva über einen Wechsel stehe.

Die Teva-Aktien, die in den vergangenen Tagen deutlich von der Hoffnung auf eine Neubesetzung des Chefposten profitiert hatten, gerieten am Freitag unter Druck. Sie fielen um rund 4 Prozent. Teva steht schon eine Weile ohne regulären Chef da. Seit dem Rücktritt von Erez Vigodman im Februar führt vorübergehend der frühere Verwaltungsratschef Yitzhak Peterburg das Geschäft.

Auch in Deutschland wird ein neuer Chef gesucht. Dr. Markus Leyck Dieken hat den Posten abgegeben und ist zum Mutterkonzern gewechselt. Einstweilen hat der europäische Generikachef Christoph Stoller in Ulm die Führung übernommen.

Teva macht derzeit eine schwierige Phase durch: Wegen der Übernahme der Generikasparte von Allergan (vormals Actavis) musste sich der Konzern stark verschulden. Als der Deal nur unter Auflagen genehmigt wurde, brachen die gewagten Kalkulationen in sich zusammen. 79 Generika musste Teva an die Konkurrenz verkaufen – mit großem Abschlag und zu Lasten eingeplanter Skaleneffekte.

In der Folge stürzte der Börsenkurs von 55 auf 25 Euro ab – den niedrigsten Wert seit 2005. Insgesamt wird der Konzern mit 28 Milliarden Euro bewertet, während die Verschuldung mittlerweile bei 32 Milliarden Euro liegt.

Auch in Deutschland wurden Sparmaßnahmen angekündigt. Im hohen zweistelligen Bereich sollen in Ulm Arbeitsplätze abgebaut werden. Die Agentur für Arbeit bestätigte gegenüber lokalen Medien, dass Entlassungen angemeldet wurden, was in dieser Unternehmensgröße nur bei mindestens 30 Streichungen innerhalb von 30 Kalendertagen der Fall ist. Durch Frühverrentungen und Vereinbarungen zum freiwilligen Ausscheiden sollen die betriebsbedingten Kündigungen gering gehalten werden.

Für den Standort bedeuten die Entlassungen allerdings keine Schrumpfkur, da Teva in anderen Bereichen wächst. Vor einem Jahr erst wurde das neue Global Technology Center (GTC) eröffnet, in dem Teva zukunftsträchtige Technologien auf ihre Anwendbarkeit in der Herstellung neuer Medikamente testen will. Dadurch nimmt Ulm im Konzern eine bedeutende Stellung ein. Zudem wurde in Ulm mit dem Bau einer Biotech-Produktionsanlage für einen dreistelligen Millionenbetrag begonnen, die nach zwei Jahren fertig sein soll. Geplant sind 300 neue Arbeitsplätze.

Teva ist insgesamt jedoch erheblich unter Druck. Konzernweit sollen bis zu 5000 Stellen abgebaut werden. Gerade erst wurde angekündigt, dass der ungarische Standort Gödöllő nahe Budapest bis Mitte kommenden Jahres geschlossen oder verkauft wird. Dort verlieren bereits in den kommenden Monaten 500 Menschen ihre Arbeit. Außerdem steht der Verkauf ganzer Unternehmensbereiche zur Diskussion.

Vigodman, der hatte den Konzern nach drei Jahren verlassen, für ihn sprang im Frühjahr interimsweise Peterburg ein. Mittlerweile ist Teva offenbar bereit für weit reichende Zugeständnisse: Bisher musste der Posten des Konzernchefs immer an einen Israeli gehen. Angesichts der wirtschaftlichen und strukturellen Schwierigkeiten wolle man nun international nach Führungskräften suchen, ließ Peterburg unlängst verlauten.

Auf der Jefferies Global Healthcare Conference in New York erzählte Peterburg einer Gruppe von Investoren, Teva hoffe einen erfahrenen CEO von einem anderen großen Pharmaunternehmen abwerben zu können. Der ideale Kandidat solle „die Fähigkeit haben, die notwendigen Restrukturierungen vorzunehmen und mit dem Wandel und den Disruptionen innerhalb unserer Industrie umzugehen“, wurde Peterburg vom Medienhaus Bloomberg zitiert.

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