Pharmahandelskonzerne

Celesio will zurück auf Los

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Irgendwann in den kommenden Wochen wird der neue Celesio-Chef Markus Pinger seine Strategie für die Ausrichtung des Pharmahändlers vorstellen. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, wohin die Reise geht: Pinger will aus Celesio wieder den Konzern machen, der er vor dem 26. April 2007 war - jenem Tag, an dem sein Vorgänger Dr. Fritz Oesterle DocMorris kaufte und für die Apotheker vom Lieferanten zum Angreifer wurde.

Dass Pinger eine komplett andere Richtung einschlagen würde als sein Vorgänger, war seit dem Abgang von Oesterle klar: Großaktionär Haniel wollte Celesio nicht länger als wackelige Utopie, sondern endlich wieder als solides Wirtschaftsunternehmen haben. „Mäßigung in der Ausübung der verliehenen Macht“, „Disziplin“, „Beherrschung des Egos“, sind die Grundsätze für den neuen Chef.

Wenige Wochen nach dem Amtsantritt von Pinger zeugen von der neuen Marschrichtung daher nicht Worte, sondern Taten - auch dies ein krasser Gegensatz zu seinem Vorgänger, der es sich nicht nehmen ließ, auch nach seinem Rausschmiss noch öffentlich über seine Visionen für den Apothekenmarkt zu sinnieren.

Als erstes beerdigte Pinger das Joint Venture mit dem US-Konzern Medco; der Celesio-Chef bemühte sich nicht einmal, den Schritt persönlich zu erklären. Gestern wurde die Übernahme des brasilianischen Speziallieferanten Oncoprod verkündet - sicherlich ein Deal, der von Großhandelsvorstand Wolfgang Mähr schon länger eingefädelt war, den schlussendlich aber Pinger durchgewunken hat.

Und so kommt es, dass der ehemalige Markenvorstand von Beiersdorf ausgerechnet bei dieser eher zweitrangigen Übernahme im fernen Südamerika seinen strategischen Ansatz zum ersten Mal mit eigenen Worten durchblicken ließ: In einem Nebensatz sprach Pinger von der Konzentration „auf unsere Kernkompetenzen im Pharmagroßhandel und im Vertrieb von Spezialarzneimitteln“.

Celesio soll also wieder ein Dienstleister werden, der das Vertrauen seiner Kunden verdient, weil seine Ketten weit weg sind und seine Verantwortlichen nah. Der sich nicht in einen Systemumbruch versteigt, sondern schlichtweg Geld verdienen will. Ein Schock sicherlich auch für all jene Pseudo-Protagonisten, die eine Liberalisierung des Apothekenmarktes herbeizureden versucht hatten und nun ihre Lichtgestalt verloren haben.

Ob es Pinger gelingt, etwa die Versandapotheke DocMorris in sein Friedenskonzept zu integrieren und die Apotheker zu überzeugen, bleibt abzuwarten. Den Kontakt zu den Standesorganisationen sucht Celesio jedenfalls bereits. Pinger ist auch bereit, die Organisation zu verändern und notfalls auch Köpfe rollen zu lassen. Bis zur neuen Celesio ist es noch ein weiter und schmerzhafter Weg.

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