Kommentar

Apotheke wird Aldi

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Aldi als Apotheke – lächerlich. Schnäppchen sind im Versandhandel irgendwie selbstverständlich, und der Discounter hat nun wirklich so gar nichts mit Arzneimitteln zu tun. Dazu hat Aldi bislang weder einen eigenen Webshop noch Platz und Personal für Pick-up-Stellen. Und überhaupt besteht ja noch die Chance, dass die Politik die sogenannten Auswüchse des Versandhandels zurechtstutzt. Da kommt Aldi als Argument vielleicht sogar gerade recht.

Aldi als Apotheke – lächerlich? Seit zehn Jahren arbeiten Versender daran, den deutschen Apotheken Marktanteile abzujagen. Dabei sind allerlei Kniffe gefragt; der Umweg über Holland ist noch das kleinste Übel. Es sind klassische Aufstiegsgeschichten: Erst kämpfen selbst ernannte Rebellen um ihre Idee, dann Risikokapitalgeber um ihr Geschäft, und schließlich Kettenkonzerne um ihre Marke. Bald könnte Aldi mitkämpfen.

Der Lebensmitteldiscounter hat lange gewartet und Andere den Weg freiräumen lassen. Quelereien mit Lieferanten: Geschichte. Prozesse gegen die Apothekerverbände: Abgehakt. Politische Initiativen: Im Sande verlaufen. Akzeptanz der Verbraucher: Ausreichend. Aldi muss nicht länger experimentieren, sondern kann tun, was als Aldi-Prinzip bekannt ist: Masse abgreifen. Ob über Pick-up-Stellen oder das allwöchentliche Prospektblättchen.

Dass Aldi den Apothekenmarkt jetzt für sich entdeckt, zeigt, wie tief die Messlatte in Deutschland längst liegt. Nicht Aldi wird Apotheke, sondern Apotheke wird Aldi! In den USA kann man Arzneimittel vielleicht im Supermarkt kaufen – aber dort sind Supermärkte eben auch Apotheken. In Deutschland sind Apotheken Apotheken und Supermärkte Supermärkte. Arzneimittel ausgeben dürfen beide. Vielleicht bald auch in 2500 Aldi-Filialen.

 

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