Nach massiven Problemen

Apobank bleibt bei IT-Dienstleister

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Berlin -

Trotz der massiven IT-Probleme vor zwei Jahren bleibt die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) bei ihrem IT-Dienstleister. Die langfristige Zusammenarbeit mit Avaloq wird sogar weiter ausgebaut. 

2020 hatte die Apobank die Avaloq Core Platform als Kernbankensystem eingeführt und nutzt seitdem das hoch automatisierte Business Process as a Service (BPaaS)-Modell von Avaloq. Die Zusammenarbeit zu beenden, hätte also einen kompletten Neustart erfordert – eine rein hypothetische Frage. Mit einem planmäßigen Software-Update Anfang Juli haben beide Partner nach eigenen Angaben vielmehr einen wichtigen Meilenstein erreicht, um „ein neues Kapitel in ihrer Partnerschaft aufzuschlagen“.

Künftig wird Avaloq nicht nur den vollständigen Betrieb, sondern auch zusätzliche Entwicklungstätigkeiten rund um das Kernbankensystem des genossenschaftlichen Instituts übernehmen. Dabei wird Avaloq sein Cloud-basiertes Service-Modell einsetzen. Ziel sei es, die IT-Systeme in den kommenden Jahren kontinuierlich weiterzuentwickeln, innovative Lösungen für die Kundinnen und Kunden der Apobank zu entwickeln und gleichzeitig die Effizienz zu steigern.

Laut Vorstandschef Matthias Schellenberg wird die Apobank in zweierlei Hinsicht profitieren: „Zum einen wird sich die Betriebsqualität der Apobank-IT weiter verbessern. Zum anderen partizipieren wir in einem zunehmenden Maß an der weiteren Standardisierung unserer Prozesse und erhöhen unsere Anpassungsgeschwindigkeit auch bei regulatorischen Anforderungen. Das gibt uns die Freiheit, uns auf unsere Kundinnen und Kunden und ihre spezifischen Bedürfnisse in allen Finanzfragen zu konzentrieren.“

Thomas Beck, Co-CEO von Avaloq: „Wir freuen uns sehr, die Apobank bei ihrer fortschreitenden digitalen Transformation unterstützen zu dürfen. Mit unserer modernen Technologie und unseren zuverlässigen Services werden wir dazu beitragen, stetig Prozesse zu standardisieren und die operative Effizienz weiter zu steigern. Gleichzeitig wollen wir gemeinsam Lösungen schaffen, damit die Apobank noch schneller und flexibler auf Beratungsanforderungen reagieren kann.“

Apobank schrieb Umbau aus

2015 hatte die Apobank den Auftrag für ein neues Kernbanksystem ausgeschrieben, an das 230 Subsysteme angeschlossen sind. Offenbar überraschend für Branchenkenner ging der Zuschlag damals aber nicht an den langjährigen Dienstleister Fiducia, sondern an das Schweizer Unternehmen Avaloq. Einer der wesentlichen Gründe für die Entscheidung: Die Apobank steht als größte deutsche Genossenschaftsbank anders als andere Fiducia-Kunden seit 2014 unter der Europäischen Bankenaufsicht der EZB und muss deshalb anders bilanzieren als kleinere Geldhäuser. Fiducia wäre deshalb erst 2021 in der Lage gewesen, die Apobank-IT dafür anzupassen. Avaloq konnte es ein Jahr schneller.

Drei Jahre und einen höheren dreistelligen Millionenbetrag kosteten alleine die Vorbereitungen die Apobank – und dann ging alles katastrophal schief. Anfang 2018 habe Fiducia dann plötzlich mit schlechten Nachrichten aufgewartet: Die Fiducia-Hardware und die Avaloq-Software seien nicht kompatibel, ein Mischbetrieb nicht erwünscht, gab der damalige Vorstandschef Ulrich Sommer 2020 in der FAZ zu Protokoll. Doch da sei es schon zu spät gewesen, es habe „kein organisatorisches und betriebswirtschaftliches Zurück“ mehr gegeben. Die Apobank sei deshalb gezwungen gewesen, „einen Big Bang vorzunehmen und Hardware und Software gleichzeitig umzustellen – ein Risiko, das wir gerne vermieden hätten“.

Wochenlange Störung

Die Apobank musste schließlich die Avaloq-Software unmittelbar auf die Hardware des neuen Anbieters DXC installieren. Der wiederum habe in den ersten Wochen keinen reibungslosen Ablauf gewährleisten können. Nach Einführung des neuen Kernsystesm seien viele der Subsysteme nicht mehr gelaufen. Und nicht nur das: Auch das Onlinebanking und die Telefonanlage laufen über das neue System und waren damit ausgeknockt. In der Folge war die Bank auch für ihre Kunden kaum zu erreichen und musste ein externes Callcenter einrichten, das außerhalb des neuen Systems lief. Ein Krisenstab aus Technikern und Betriebsleitern sollte die Situation retten. Und dann schaltete sich auch noch die Bankenaufsicht ein und verlangte regelmäßige Auskunft über die Fehler und die Maßnahmen dagegen. Die Beratungsfirma Deloitte kam nach einer forensischen Fehleranalyse zu dem Ergebnis, dass die Apobank nichts falsch gemacht habe.

Auch wenn die gröbsten Probleme seit einem Jahr behoben sind, gibt es für die Kund:innen noch viel Nachholbedarf. So wirkt etwa die App nach wie vor improvisiert. Der Sprecherin zufolge werden die Neuerungen sukzessive auch im Frontend zu sehen werden. So sei seit Kurzem die Eröffnung eines Kontos auf digitalem Weg möglich.

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