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Aldi plant Versandapotheke

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Berlin -

Rewe, Netto, Lidl, Otto und jetzt Aldi. Der Lebensmittel-Discounter hat offenbar Arzneimittel als Geschäftsfeld für sich entdeckt. Seit Monaten kursieren Gerüchte in der Branche, der Konzern plane im niederländischen Heerlen eine eigene Versandapotheke. Jetzt berichtet auch das Manager-Magazin, dass die Vorbereitungen weit fortgeschritten sind und dass die Versandapotheke demnächst ans Netz gehen soll.

 

Angeblich versucht Aldi bereits seit Monaten, bei Konkurrenten wie DocMorris oder Vitalsana Personal abzuwerben. Auch mit Dienstleistern wie der Bertelsmann-Tochter Arvato hat der Konzern bereits Tuchfühlung aufgenommen. Bei den Behörden hat Aldi seine Pläne dagegen bislang offenbar nicht angemeldet. Der Konzern selbst schweigt auf Nachfrage – „aus grundsätzlichen Erwägungen“.

Bereits vor zwei Jahren hatte sich der Discounter die Domain Aldi-Apotheke.de gesichert. Da nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts bei Pick-up-Konzepten aber Apotheken- und Ladengeschäft erkennbar getrennt sein müssen, ist es eher unwahrscheinlich, dass eine hauseigene Versandapotheke unter diesem Namen firmieren würde: Selbst die Europa Apotheek tritt bei ihrem Pick-up als „Apo im dm“ und nicht als dm-Apotheke auf.

Laut Manager Magazin wollen sich Aldi Süd und Aldi Nord mit einer ganzen Reihe von Neuerungen von der Konkurrenz absetzen und dabei enger zusammenarbeiten. Nach dem Generationenwechsel vor zwei Jahren nimmt die neue Manager-Riege Geld in die Hand, etwa um die Filialen zu sanieren oder neue Geschäftsfelder zu erobern. Dazu gehören auch Backwaren, Markenartikel und sogar Feinkostprodukte. Und eben Arzneimittel.

 

 

Ob auch Pick-up-Stellen geplant sind, ist unklar. Karl Albrecht ist laut Bericht prinzipiell gegen den Internethandel in großem Stil, da dieser Vertriebsweg den stationären Handel kannibalisieren könnte. Bislang kann man bei Aldi online lediglich Reisen, Blumen und Fotos bestellen und die aktuellen Angebote einsehen. Der Entwurf für einen kompletten Webshop liegt laut Manager Magazin aber fertig in einer Schublade.

Da Aldi bislang keine eigene Expertise im Arzneimittelversand hat und die Schlecker-Tochter Vitalsana ihrerseits nach Vertriebspartnern Ausschau hält, wäre auch eine Kooperation denkbar gewesen. Dies hatte Schlecker allerdings dementiert. Dabei hätte Vitalsana deutlich besser ausgelastet werden können: Zu den Schlecker-Filialen, deren Zahl derzeit noch auf rund 8000 geschätzt wird, wären rund 2500 Märkte von Aldi Nord und knapp 1800 Geschäfte von Aldi Süd gekommen.

Allzu sehr ins Gehege wären sich die Handelskonzerne durch eine Zusammenarbeit im Apothekenbereich nicht gekommen. Vielmehr hätte man die Risiken minimieren können: Die Arzneimittelpreisverordnung dürfte bald auch für den Versand aus den Niederlanden gelten; Rx-Boni wären damit unabhängig von der ausstehenden Entscheidung des Gemeinsamen Senats tabu. Außerdem sieht die Koalition noch immer als Auswuchs des Versandhandels und prüft eine Reglementierung. Und selbst die niederländischen Behörden wollen sich die grenznahen Versender vornehmen.

Dass die Aldi-Manager ein Auge auf Gesundheitsprodukte geworfen haben, ließ sich bereits in der Vergangenheit immer wieder beobachten: Unter dem Label „St. Benedikt“ sind bei Aldi freiverkäufliche Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel erhältlich, gelegentlich gibt es auch Inhalatoren und Blutdruckmessgeräte.

 

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