12-Milliarden-Vergleich

Purdue: 1,5 Milliarden für Mundipharma

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Berlin -

Es ist bestätigt: Der Mundipharma-Mutterkonzern Purdue hat sich im Streit über seine Mitverantwortung für die Opioid-Krise in den USA mit mehr als 2000 Kommunen, Bundesstaaten und Krankenhäusern auf einen Vergleich verständigt. Neben Zahlungen von 12 Milliarden US-Dollar wurde beschlossen, dass Purdue in die Insolvenz geht und dann unter dem Dach einer Treuhandgesellschaft den Betrieb wieder aufnimmt: Das umstrittene Opioid-Schmerzmittel Oxycontin soll weiter produziert und vertrieben werden, die Erlöse aber in die Entschädigung Betroffener fließen. Die Rechtsstreitigkeiten dürften damit aber noch nicht beendet sein.

Um die 12 Milliarden Dollar aufzubringen, will die Eigentümerfamilie Sackler ihre internationalen Tochterunternehmen verkaufen, darunter auch Mundipharma. Das Frankfurter Unternehmen will sich zu den Vorgängen in den USA bisher nicht äußern. „Natürlich verfolgen wir die Berichterstattung in den USA“, so ein Statement. „Wir können die Entwicklung bei Purdue Pharma jedoch nicht kommentieren, weil wir über keinerlei Kenntnisse zu den Vorgängen verfügen.“ Die beiden Unternehmen seien unabhängige rechtliche Einheiten mit getrennten Aufsichtsorganen, einer separaten Führungsebene und unterschiedlichen Portfolio-Strategien.

Der Washington Post zufolge wird für den Mundipharma ein Preis von mindestens 1,5 Milliarden Dollar verlangt. Mehrere an dem Vergleich beteiligte Staatsanwälte würden diese Summe als Vorauszahlung der Sacklers für den Posten verlangen. Wann der Verkauf über die Bühne gehen soll und wer zum Kreis der möglichen Käufer gehört, stehe aber noch nicht fest.

Von der Vergleichssumme von 12 Milliarden Dollar sollen sieben bis acht Milliarden von Purdue kommen. Außerdem wollen die Sacklers, die Purdue 1952 übernommen haben, drei Milliarden Dollar aus ihrem Privatvermögen beisteuern – der Punkt sorgt in den USA für Kritik, denn auch nach dieser Zahlung wird der Clan milliardenschwer bleiben. Sein Gesamtvermögen wird auf 13 Milliarden Dollar geschätzt. Kritiker werfen ihm vor, diesen Reichtum durch ethisch und juristisch fragwürdige Vertriebs- und Marketingpraktiken verdient zu haben, die schließlich die Opioid-Krise wesentlich mit verursacht hätten. Purdue hat mit dem Verkauf von Oxycontin rund 35 Milliarden Dollar eingenommen.

Auch von den Kommunen und Bundesstaaten kommt Kritik an dem Vergleich. Mehr als ein Dutzend von ihnen lehnen ihn ab – die rechtlichen Auseinandersetzungen dürften also weitergehen. Darüber hinaus befürchten Kritiker, dass sich die Eigentümerfamilie Sackler mit der Abwicklung von Purdue endgültig aus der Verantwortung freikaufen wolle. Bisher hat kein Mitglied der Familie öffentlich eine Mitschuld des Unternehmens an der Opioid-Krise eingestanden.

Neben dem weiteren Verkauf von Oxycontin soll der zu gründende Purdue-Nachfolger den Gemeinden und Kliniken Arzneimittel zur Behandlung von Opioid-Abhängigkeit und Notfallmedikamente wie Naloxon im Wert von rund 4 Milliarden Dollar bereitstellen. Neben rund 400.000 Todesopfern hat die Opioid-Krise in den USA laut Regierungsangaben einen volkswirtschaftlichen Schaden von über 500 Milliarden Dollar angerichtet.

Im Kampf gegen die Opioid-Krise gehen mehrere US-Bundesstaaten nicht nur gegen Purdue, sondern auch auch andere Hersteller wie den Ratiopharm-Mutterkonzern Teva, Janssen, Endo und Allergan vor. Die Apothekenketten CVS und Walgreens sind genauso wie der Großhändler McKesson ebenfalls ins Fadenkreuz der Justiz gerückt. Parallel dazu führen US-Behörden seit vergangenem Jahr verstärkt Razzien gegen Netzwerke aus Ärzten, Apothekern, Pflegern und anderen Heilberuflern durch, denen sie vorwerfen, Opioide illegal zu vertreiben.

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