Opioid-Epidemie in den USA

Oxycontin: Purdue schließt Milliarden-Vergleich

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Berlin -

Das US-Unternehmen Purdue und seine Eigentümerfamilie Sackler werden beschuldigt, der Opioid-Epidemie in den USA mit dem Schmerzmittel Oxycontin den Weg geebnet zu haben. Nun akzeptiert der Konzern einen Vergleich mit der Trump-Regierung – der Deal ist jedoch umstritten.

Der insolvente Pharmakonzern Purdue, gegen den Tausende Klagen wegen des süchtig machenden Schmerzmittels Oxycontin laufen, hat sich mit der US-Regierung auf einen Vergleich geeinigt. Der Kompromiss sehe vor, dass das Unternehmen insgesamt mehr als 8,3 Milliarden Dollar (7,0 Milliarden Euro) zur Beilegung zivil- und strafrechtlicher Verfahren auf Bundesebene zahle, teilte das Justizministerium am Mittwoch in Washington mit. Zudem sollen Mitglieder der Eigentümerfamilie Sackler 225 Millionen Dollar zahlen.

Purdue werde darüber hinaus ein Schuldgeständnis wegen Verstößen gegen mehrere US-Bundesgesetze abgeben, unter anderem wegen Verschwörung zum Betrug. Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen die Verantwortlichen dauern indes weiter an, betonte das Ministerium. Ob die Vergleichssumme gezahlt werden kann, ist allerdings unklar. Die Entscheidung, inwieweit dies möglich sei, liege letztlich beim zuständigen Insolvenzgericht, so Vize-Justizminister Jeffrey Rosen.

Purdue und den Sacklers wird vorgeworfen, Schmerzmittel unter Verschleierung von Suchtgefahren mit rücksichtslosen und aggressiven Methoden vermarktet zu haben. Damit wurde aus Sicht der Kläger eine Basis für die Opioid-Epidemie in den USA gelegt, die nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC seit der Jahrtausendwende zu mehr als 450.000 Toten durch Überdosierungen führte und weiterhin in vielen Gegenden großes Unheil bereitet. Purdue war bereits 2007 wegen seiner Rolle in der Epidemie zur Rechenschaft gezogen worden, danach verschlimmerte sich die Opioid-Krise in den USA jedoch nur noch weiter.

Der nun erzielte Vergleich mit dem Justizministerium ist umstritten. Purdue hatte 2019 nach zahlreichen Klagen von US-Bundesstaaten, Städten und Landkreisen Insolvenz beantragt. Die Kläger fordern hohe Strafen und Entschädigungen für Milliarden von Dollar, die im Kampf gegen die Schmerzmittelkrise aufgewandt wurden. Kritiker wie die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James sehen die Insolvenz als Manöver von Purdue Pharma, um sich aus der Verantwortung zu ziehen und das Vermögen der Sacklers zu schonen.

Wie so vieles in den USA ist das Vorgehen gegen Purdue auch ein politischer Konflikt zwischen der demokratischen und der republikanischen Partei. Während die Regierung von Donald Trump sich in der Schlussphase des Wahlkampfs einen vermeintlich großen Schlag gegen illegale Machenschaften in der Pharmabranche auf die Fahne schreiben will, wittern die oppositionellen Demokraten einen faulen Kompromiss. Statt die Sacklers angemessen zu bestrafen, erlaube der Deal mit dem Justizministerium es der Familie, ihre Milliarden zu behalten, empörte sich New Yorks Staatsanwältin James. Sie führt eine Allianz diverser gegen Purdue Pharma klagender US-Bundesstaaten an.

„Forbes“ schätzt das Vermögen des Clans auf 13 Milliarden Dollar. Wegen der Kritik an den Sacklers hatten mehrere berühmte Museen die jahrelange Zusammenarbeit mit der für ihr Mäzenatentum bekannten Familie beendet, etwa das Metropolitan Museum in New York, die Tate Modern in London und der Louvre in Paris.

 

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