In Irland drohen wegen des anhaltenden Streits um die Kürzung der Apothekenhonorare in dieser Woche zum ersten Mal Versorgungsengpässe bei der Arzneimittelversorgung. Zwischen 500 und 800 der insgesamt rund 1500 irischen Apotheken haben aufgrund des jüngsten Sparpakets der Regierung zum 1. August ihren Liefervertrag mit dem staatlichen Gesundheitsdienst (Health Service Executive, HSE) gekündigt und die Belieferung entsprechender Rezepte eingestellt.
Seit Jahren streiten Irischer Apothekerverband und Gesundheitsministerium um die Vergütung. Die Regierung klagt nicht nur über die Höhe des Apothekenhonorars, sondern auch über jährliche Zuwächse von mehr als 12 Prozent, die in Zeiten der Krise niemandem mehr zu vermitteln seien. Die Apotheken fürchten, bei der Belieferung von Rezepten auf einem Teil ihrer Kosten sitzen zu bleiben, und warnen vor Apothekensterben und Entlassungen.
Bereits vor einem Jahr hatten die Apotheken angesichts der Sparpläne mit einem Lieferboykott gedroht; die damals geplanten Kürzungen in Höhe von 100 Millionen Euro wurden letztendlich gerichtlich abgewendet. Vor einigen Monaten kündigte Gesundheitsministerin Mary Harney jedoch an, das Apothekenhonorar in diesem Jahr um 133 Millionen Euro zu senken. Die Apotheken hatten alternativ ein Modell vorgeschlagen, mit dem sich 83 Millionen Euro einsparen lassen. Doch schon zur Höhe der Kürzungen herrscht Uneinigkeit: Laut Apothekerverband streicht die Regierung das Honorar um ein Drittel, das Gesundheitsministerium geht von 24 Prozent aus.
Bereits am Wochenende sind laut Apothekerverband die ersten Probleme bei der Versorgung der Patienten aufgetreten. Zum Wochenauftakt warnten die Pharmazeuten vor „chaotischen Zuständen“. Die Regierung versucht, die Arzneimittelversorgung über zentrale Abgabestellen an Krankenhäusern sicherzustellen. Das Gesundheitsministerium hat außerdem eine Liste mit all jenen Apotheken herausgegeben, die sich nicht am Streik beteiligen. Auf dieser findet sich neben den führenden Apothekenketten des Landes und auch die erste DocMorris-Apotheke in Irland.
Beim Apothekerverband hat man kein Verständnis für das Vorgehen der Regierung: „Irland hat einen der liberalsten Apothekenmärkte in Europa“, argumentierte Liz Hoctor, Präsidentin des Apothekerverbandes. „Die Ministerin scheint sich zum Ziel gesetzt zu haben, kleine und unabhängige Apotheken aus dem Geschäft zu verdrängen und den Apothekenmarkt einer kleinen Zahl internationaler Konzerne auf dem Tablett zu servieren.“
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