Hepatitis-Fälle bei Kindern

Droht die Long-Covid-Leber?

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Berlin -

Die mysteriösen Hepatitis-Fälle, die vor allem bei Kindern in Großbritannien auftraten, werfen noch immer Fragen auf. Mittlerweile wird auch ein Zuammenhang mit Covid-19 diskutiert. Eine Studie aus Israel bringt nun erstmals den Begriff der „Long-Covid-Leber“ ein.

Bislang ist die genaue Ursache für die Hepatitis unklar. Am ehesten vermuten Expert:innen eine Verbindung zu Infektionen mit Adenoviren. Außerdem werden Covid-Erkrankungen mit den Fällen in Verbindung gebracht. Ein Forscherteam aus Israel stellte nun neue Ergebnisse im „Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition“ vor, welche die Hepatitis als Bestandteil von Long-Covid in den Fokus rückt – ähnlich wie das bei Kindern auftretende multisystemische Entzündungssyndrom (MIS-C). Als Eintrittspforte in die Leber könnte der ACE-2-Rezeptor fungieren, der bereits als zentrales Element für Ansteckungen und Erkrankungen mit Sars-CoV-2 herausgestellt wurde.

In der Untersuchung werden fünf konkrete Fälle bei Kleinkindern vorgestellt. Sie alle hatten zuvor bereits eine Covid-Infektion durchgestanden. Zwei der Kinder erlitten ein Leberversagen, welches eine Transplantation erforderlich machte. Die drei anderen Kinder entwickelten eine Hepatitis mit Gallenstauung. Biopsien zeigten, dass es sich um eine Entzündung der Pfortader handelte und zudem Wucherungen in den Gallengängen vorhanden waren.

Studie erntet zahlreiche Kritik

Das Team bringt die Leber-Komplikationen mit der Covid-Erkrankung in Verbindung – allerdings war die Spanne bis zum Auftreten sehr breit. Für die Untersuchung erntete das Team bereits Kritik von verschiedenen Stellen. Unter anderem die Virologin Sandra Ciesek sieht die Schlüsse als irreführend an. Sie verweist darauf, dass immer wieder unklare Fälle einer Hepatitis auftreten, deren Ursache nicht ausgemacht werden kann. Außerdem kritisierte sie weitere Punkte am Studiendesign. Die Beteiligung von Sars-CoV-2 ist damit weiterhin nicht bewiesen.

Behörden tappen im Dunkeln

Auch die EU-Gesundheitsbehörde ECDC sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) halten sich weiterhin zurück, was konkrete Zusammenhänge angeht. Untersuchungen dazu liefen derzeit in den betroffenen Ländern. Unter anderem wird auch eine erhöhte Infektanfälligkeit – womöglich auch durch Schutzmaßnahmen und Lockdowns – in Betracht gezogen, welche nun zu einer Häufung der Fälle führt.

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