Rätselhafte Leberinfektionen

Hepatitis bei Kindern: Ursache gefunden?

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Berlin -

In den vergangenen Monaten haben sich ungewöhnliche Hepatitis-Fälle gehäuft. Kinder unter zehn Jahren erkrankten ohne erkennbare Ursache an der Leberentzündung. Fachleute versuchten herauszufinden, was hinter den plötzlichen Leberentzündungen bei zuvor gesunden Kindern steckt. Bisher ohne Erfolg.

Die Gesundheitsbehörden registrierten seit dem Frühjahr etwa 1000 Fälle, in mehr als 30 Ländern. Bei allen rätselhaften Fällen stand schnell fest, dass die üblichen Erreger ausgeschlossen werden konnten. Viren, die sonst für die entzündliche Reaktion der Leber verantwortlich sind, wurden bei infizierten Kindern nicht gefunden. Adenoviren hingegen ließen sich umso häufiger nachweisen. Diese weit verbreiteten Erreger führen meist zu milden, erkältungsähnlichen Symptomen oder zu Durchfall und Erbrechen. Überraschenderweise zählt demnach das Coronavirus Sars-CoV-2 aktuell nicht zu den Verdächtigen.

Neue Studien zur Ursache

Zwei Forscherteams aus London präsentieren eine mögliche Erklärung. In zwei, noch nicht vollständig begutachteten Studien die unabhängig voneinander stattfanden, berichten die Wissenschaftler:innen, dass sie in den meisten Blutproben von erkrankten Kindern große Mengen des Adenoassoziierten Virus 2 (AAV2) gefunden haben. Das Virus kann sich nicht selbst vermehren – es benötigt die Hilfe anderer Viren. Deshalb gehen die Forschenden davon aus, dass die Kinder, neben AAV2, mit einem zweiten Virus infiziert waren, das AAV2 bei der Vermehrung unterstützte. Bei den meisten der jungen Patient:innen wurden die Wissenschaftler:innen fündig: Sie fanden ein Adenovirus und ein Herpesvirus, die als „Helferviren“ infrage kommen.

Lockdowns schwächen Immunsystem

Die lange Isolation der Kinder, infolge der Pandemie, könnte zu einer Abnahme der erworbenen Immunität gegen AVV2 geführt haben. Es wurden deutlich weniger der sonst üblichen Atemwegs- und Magen- Darm- Infekte registriert. Die Forscher:innen schlussfolgerten, dass die Kinder sich nach Entfallen der Maßnahmen mit dem Adenovirus und AVV2 gleichzeitig infizierten. Die Schwere der Krankheitsverläufe von Hepatitis wurde folglich davon beeinflusst.

Infektionen gestiegen

Bei anderen Infektionskrankheiten zeigten sich ebenfalls schwerere Verläufe, weil das Immunsystem der Kinder durch die Lockdowns geschwächt wurde. Noroviren hatten sich nach dem Wegfall der Maßnahmen stärker unter Kindern ausgebreitet, wie die Londoner Studie beschreibt. In Deutschland und weiteren Ländern hatten zudem schwer verlaufende Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) deutlich zugenommen. Expert:innen vermuteten auch in diesem Fall das geschwächte Abwehrsystem der Kinder als Ursache.

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