Neurologische Folgeschäden

Covid-19: Psychosen und Schlaganfälle möglich

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Berlin -

Das neuartige Coronavirus kann verschiedene Organe und Bereiche des Körpers befallen. Einige Untersuchungen zeigten bereits die neurologischen Auswirkungen von Sars-CoV-2. Eine Umfrage unter britischen Ärzten ergab nun, dass die Komplikationen weitaus schlimmer sein können – neben zerebrovaskulären Ereignissen kam es bei Covid-Patienten auch zur Entwicklung von Psychosen.

Verschiedene Fallserien berichteten bereits von neurologischen Beschwerden und Komplikationen: Dabei handelte es sich meist um leichte Symptome, die zunächst nicht als neurologisch eingeordnet wurden wie beispielsweise Kopfschmerzen, Schwindel, sowie Geruchs- und Geschmacksstörungen.

Gehirn-Beteiligung mit Folgeschäden

Die nun im „Lancet“ veröffentlichten Daten geben jedoch Hinweise auf wesentlich schlimmere Komplikationen, die durch einen Befall des Gehirns mit Sars-CoV-2 bedingt sein könnten. Denn für Sars-CoV-1 und Mers-CoV ist der Eintritt in das Gehirn bereits experimentell belegt – auch für das aktuelle Coronavirus Sars-CoV-2 könnte dies möglich sein.

Auf einer Internet-Plattform konnten die Ärzte Angaben zu auffälligen Patienten machen. Während der Hochsaison von Corona zwischen dem 2. und 26. April wurden von der Universität Liverpool dort 153 Einträge für auffällige Covid-Patienten getätigt. Die Patienten waren zwischen 23 und 94 Jahre alt. 62 Prozent hatten ein zerebrovaskuläres Ereignis erlitten: Darunter hatten 74 Prozent einen Schlaganfall, 12 Prozent eine intrazerebrale Blutung und 1 Prozent eine Vaskulitis.

Psychose, Demenz & Enzephalopathie

Außerdem war es bei 31 Prozent zu psychiatrischen Beschwerden gekommen: 23 Prozent entwickelten eine Enzephalopathie, 18 Prozent eine Enzephalitis. Bei 59 Prozent kam es außerdem zu Veränderungen der mentalen Gesundheit: Zehn Patienten entwickelten eine Psychose, sechs der Patienten eine demenzähnliche Störung und vier Patienten eine affektive Störung. Die Hälfte der Betroffenen mit neuropsychiatrischen Symptomen war jünger als 60 Jahre alt, Schlaganfall & Co. traten eher bei den älteren Patienten auf – 82 Prozent der Betroffenen waren über 60 Jahre alt.

Die Ärzte raten aufgrund ihrer Beobachtungen zu einer erhöhten Aufmerksamkeit: Bei Patienten mit akuten neurologischen oder auch psychiatrischen Symptomen könnte es sich ebenfalls um eine Infektion mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 handeln. Aussagen zur Häufigkeit solcher Komplikationen können die Spontanmeldungen jedoch nicht machen.

Ähnliche Beobachtungen in China

Auch in China wurden bereits schwere neurologische Komplikationen beobachtet: Die Huazhong-Universität in Wuhan wertete die elektronischen Krankenakten von über 200 Patienten aus, die zu Beginn der Epidemie in Wuhan wegen Covid-19 behandelt wurden: Insgesamt wurden bei mehr als 35 Prozent der Patienten neurologische Symptome beschrieben. Knapp 17 Prozent litten unter Schwindel, mehr als 13 Prozent unter Kopfschmerzen und rund 5 Prozent unter Geschmacks- oder Riechstörungen. Bei schweren Verläufen waren die neurologischen Beschwerden mit mehr als 45 Prozent häufiger als bei Patienten mit milden Verläufen, von denen nur etwa 30 Prozent entsprechende Symptome aufwiesen. Bei sechs Patienten kam es zu einem Schlaganfall.

Bei den an Covid-19 verstorbenen Menschen wurden zudem schwere neurologische Komplikationen dokumentiert: Bei 20 Prozent der Verstorbenen hatten die Ärzte vor dem Tod eine hypoxische Enzephalopathie diagnostiziert. Diese entsteht in Folge eines massiven Sauerstoffmangels im Gehirn – die Folge sind schwerste Störungen der Hirnfunktion. Zum Vergleich: Bei den 161 Patienten, die sich von Covid-19 erholten, trat nur eine solche Komplikation auf.

 

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