Wirksamkeit im Fachjournal veröffentlicht

AstraZeneca: Erstmals Resultate publiziert

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Berlin -

Zum ersten Mal sind Resultate zur Wirksamkeit eines Covid-19-Impfstoffs in einer begutachteten Fachzeitschrift veröffentlicht worden. Das Vakzin AZD1222 sei sicher und biete nach Gabe zweier Dosen einen Schutz von etwa 70 Prozent gegen die Erkrankung, schreibt das Team um Andrew Pollard von der Universität Oxford im Fachblatt „The Lancet“. Die vorläufigen Resultate bestätigen weitgehend die Daten, die die Universität und der schwedische Pharmakonzern AstraZeneca schon im November vorgelegt hatten.

Bislang erwies sich die Impfung, die in Großbritannien, Brasilien und Südafrika getestet wird, als sicher: Nur drei der knapp 24.000 Teilnehmer entwickelten im Zeitraum von zunächst 3,4 Monaten schwere Nebenwirkungen, bei denen allerdings unklar ist, ob sie vom Impfstoff stammen. Einer der Teilnehmer zählt zur Kontrollgruppe, die die Covid-19-Impfung nicht erhalten hatte. Bei einem zweiten ist die Zugehörigkeit unklar. Alle drei seien genesen oder auf dem Weg der Besserung, hieß es. Die Daten zur Wirksamkeit beruhen den Angaben zufolge nur auf Daten von 11.600 Probanden, die zur Sicherheit auf Daten von knapp 24.000. Die bisherige Schutzwirkung hängt der Auswertung zufolge stark von der Dosis ab: Von jenen 4440 Teilnehmern, die zwei volle Dosen bekommen hatten, erkrankten 27 an Covid-19, was 0,5 Prozent entspricht. In der ähnlich großen Kontrollgruppe waren es 71 (1,6 Prozent). Daraus errechnet sich ein Schutzeffekt von 62 Prozent.

Zwei Injektionen erhöhen den Impfschutz

Bei den deutlich weniger Teilnehmern, die versehentlich zunächst eine halbe und erst beim zweiten Mal die volle Dosis bekamen, betrug der Schutz dagegen 90 Prozent: In der tatsächlich geimpften Gruppe erkrankten drei von knapp 1367 Menschen (0,2 Prozent), in der ähnlich großen Kontrollgruppe waren es 30 (2,2 Prozent). Allerdings war in diesem Teil der Impfung kein Teilnehmer älter als 55 Jahre. Und auch bei jenen Probanden, die zwei volle Dosen erhielten, lassen sich kaum Aussagen zu älteren Menschen treffen, denn hier erkrankten nur insgesamt fünf Menschen über 55 Jahren. Die Analysen in dieser Altersgruppe liefen noch weiter, schreiben die Forscher.

Bei Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2, die nicht zu einer Erkrankung führten, sieht die Impfbilanz schwächer aus: Wöchentliche Tests der Teilnehmer ergaben, dass sich 29 von rund 3300 geimpften Teilnehmern infizierten (0,9 Prozent), in der kaum größeren Kontrollgruppe waren es 40 (1,2 Prozent). Das entspricht einer Schutzwirkung von 27 Prozent. Bei jenen wenigen Probanden, die die beiden unterschiedlichen Impfdosen bekommen hatten, lag der Schutz vor einer symptomfreien Infektion bei 59 Prozent.

 

Zur Dauer des Schutzeffekts können die Forscher bislang noch keine Angaben machen. Der Impfstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Schimpansen-Erkältungsvirus und enthält Genmaterial eines Oberflächenproteins, mit dem der Erreger Sars-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Das Mittel soll sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen fördern – beide sind für die Immunabwehr wichtig. Insgesamt haben weltweit Länder bereits Milliarden Dosen bei AstraZeneca geordert.

Zunächst Verwirrung

Ende November sorgten die Ergebnisse des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca für Verwirrung: Zunächst waren verschiedene Wirksamkeitsangaben im Umlauf, dann stellte sich heraus, dass die durchschnittliche Wirksamkeit von 70 Prozent aus zwei Studien mit unterschiedlichen Impfschemata berechnet wurde. Das Besondere: Sie scheinen unterschiedlich wirksam zu sein. Zwei volle Dosen schützen mit einer rund 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit vor Covid-19. Wird bei der ersten Injektion nur die halbe Dosis verabreicht, so entsteht ein Infektionsschutz von 90 Prozent. Offenbar scheint eine schleichende Immunisierung somit besser wirksam zu sein. Bei einer doppelten Injektion mit gleicher Stärke scheint es jedoch zu einer Inaktivierung der zweiten Dosis durch das stimulierte Immunsystem zu kommen.

Die unterschiedliche Dosierung war jedoch offenbar keine Absicht, sondern kam durch einen Fehler zustande, wie das Fachjournal „Science“ berichtet: Demnach seien die Impfstoffgefäße für die erste Impfung in der britischen Studie fälschlicherweise nur mit der Hälfte der eigentlich vorgesehenen Dosis befüllt worden. Die damit geimpften Probanden wurden jedoch nicht aus der Untersuchung entfernt, nachdem der Fehler aufgefallen war – stattdessen wurde das Studienprotokoll dahingehend geändert. Die Entdeckung ist somit ein Glückstreffer.

 

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