Ostern in der Offizin

Apotheken testen an Feiertagen: „Für solche Momente mache ich das alles“

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Berlin -

Feiertage sind auch ein Fest für Sars-CoV-2: Familienmitglieder kommen von überall her zusammen und verbringen meist ohne Sicherheits- und Hygienemaßnahmen ihre Zeit miteinander. Umso wichtiger war in den vergangenen Tagen ein breites und niedrigschwelliges Testangebot. Zahlreiche Apotheken haben sich daran beteiligt und über die Feiertage Extraschichten eingelegt – und nicht nur die Reaktionen der Getesteten zeigen laut Inhaber Dr. Erol Yılmaz, dass es sich für die allermeisten Apotheken eben doch lohnt, zu testen.

Zum Osterbrunch mit der Familie – aber ohne jemanden in Gefahr zu bringen. Wer noch nicht geimpft ist, für den führt dann selten ein Weg an einem Schnelltest vorbei. Viele Testzentren und Apotheken haben diesem Bedarf entsprechend gehandelt und ihre eigenen Feiertage zum Teil damit verbracht, zu testen, damit andere feiern können. Der Andrang war teilweise gewaltig. Die Nürnberger Nachrichten berichten beispielsweise davon, dass sich vor dem Schnelltestzentrum in Stein eine Schlange von rund 200 Metern gebildet hatte. Allein am Samstag ließen sich dort 346 Menschen testen, in der Vorwoche waren es noch 219 gewesen. Ähnlich sah es im Schnelltestzentrum in Fürth aus, dort waren es 405 im Vergleich zu 283 in der Vorwoche.

Einen solchen Ansturm musste Inhaber Peter Gora zwar nicht stemmen, aber auch er hatte über die Feiertage gut zu tun: Mit seiner Friedrich-Apotheke hat er sich an den Feiertagstestungen in Fürth beteiligt. Karfreitag und Ostermontag hatte er je vier Stunden geöffnet, um im Container vor seiner Apotheke Tests anzubieten – und zwar möglichst unkompliziert, wie er betont. „Uns war sehr wichtig, dass wir das Angebot möglichst niedrigschwellig halten“, sagt er. „Deshalb machen wir das auch ohne App oder QR-Code, weil das für bestimmte Teile der Bevölkerung bereits eine Schwelle darstellt.“ Seine Lösung: Die zu Testenden gehen zu einem kurzen Check-in in die Apotheke, dann zum Abstrich in den Container und warten dann rund 15 Minuten, bis ihnen ihr Testergebnis direkt vor Ort persönlich mitgeteilt wird – Termine wurden für die Feiertage nicht vergeben.

Trotz des Testzentrums hatte er deshalb durchaus stattlichen Zulauf: rund 100 Tests haben er und sein vierköpfiges Team am Karfreitag durchgeführt, am Ostermontag dann nochmal um die 50 – für ihn ein klares Zeichen, dass die Tests vor allem für Verwandtenbesuche genutzt wurden. „Da war der Freitag natürlich relevanter als der Montag“, sagt er. Allerdings: anders als in den Zentren sei das Testaufkommen geringer gewesen als an normalen Tagen. Anders sah es bei Yılmaz aus.

„Bei uns war viel los, wir hatten von Freitag bis Montag jeden Tag von 11 bis 14 Uhr auf und hatten wirklich gut zu tun“, sagt er. 20 bis 25 Tests führe er normalerweise in seinem Drive-in pro Stunde durch, dieselbe Frequenz sei es über die Feiertage gewesen. Allerdings: Sonst vergibt seine Central-Apotheke in Witten Termine für die Tests, zu Ostern waren sie frei zugänglich. „Wir wussten ja, dass viele Leute Verwandte besuchen wollen, deshalb haben wir über die Feiertage auch ohne Termin getestet.“ Auch in Witten gilt: Das Testangebot vor Ort ist mit vier großen Testzentren und zwei testenden Apotheken an sich gut. Doch der Bedarf war trotzdem da und die Menschen goutierten das Engagement der Apotheke. „Es ist wirklich sehr gut angekommen und die Dankbarkeit war sehr groß“, erzählt Yılmaz. „Die Leute haben uns teilweise Geld und Schokolade geschenkt. Ein sechsjähriger Junge hat mir eine Tafel Schokolade gegeben, auf der ‚Dankeschön‘ stand. Für solche Momente mache ich das alles.“

Doch es ist nicht nur die Dankbarkeit der Menschen, in der sich das Engagement niederschlägt, betont er. „Wir haben durch das Testen einen extremen Schub bekommen und merken ganz klar, dass wir seitdem mehr Kundschaft haben“, so Yılmaz. “Die Leute reden halt miteinander und Mund-zu-Mund-Propaganda ist immer noch die beste Werbung.” Für ihn ist das ein klares Zeichen, dass sich Apotheker eben nicht nur auf Honorarfragen kaprizieren sollten, sondern das Engagement bei der Pandemiebekämpfung sich auch anderweitig auszahle. „Durch das Testen können wir uns jetzt positionieren – auch, um nicht in einem halben Jahr wieder von der Politik vergessen zu werden.“

Über die Feiertage eingebracht hat sich auch die Glück-auf-Apotheke von Dr. Thomas Göbel in Mechernich – musste aber dank guter Absprache nur einen Tag ran. Denn er hatte sich mit einem Mitbewerber und einer Arztpraxis zusammengeschlossen, um über die Festtage ein konstantes Testangebot in der Stadt zu ermöglichen. „Wir wollten, dass es hier jeden Tag ein Testangebot gibt, denn ich finde, über die Feiertage muss das so sein“. Und der Plan ging auf. „Die Koordinierung hat super funktioniert, wir sind mit den Zeiten super hingekommen. Einen Ansturm hatten wir nicht, das Angebot wurde genauso angenommen, wie es geplant war“, sagt er. Seine Apotheke war am Sonntag dran und hat ebenfalls anders als sonst auch ohne Termin getestet. „Ansonsten hätte es passieren können, dass jemand nicht getestet werden kann, weil er keinen Termin bekommt und das durfte an den Feiertagen nicht sein.“ Entsprechend schwerer zu planen war der Aufwand natürlich: Eigentlich war von 9 bis 11 Uhr für Tests geöffnet – „aber wir wollten natürlich nicht Punkt 11 schließen, wenn noch Leute auf ihren Test warten“, so Göbel. Letztlich konnten sie nach zweieinhalb Stunden und insgesamt 37 Tests abschließen und ins wohlverdiente Rest-Ostern gehen.

 

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