Kommentar

Viel Retax um nichts

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Dem Waffenstillstand folgt nun endlich ein Friedensvertrag. Das Einlenken der Kassen im Streit um die BtM-Formretaxationen war längst überfällig. Immerhin hatten die BKKen mit dem spitzen Rotstift sogar ihre eigene Aufsichtsbehörde und auch den Gesetzgeber auf den Plan gerufen, der Retaxationen wegen Formfehlern komplett verbieten will. Die Freude bei den Apothekern dürfte sich trotzdem in Grenzen halten: Es wird noch Monate dauern, bis das Geld endlich überwiesen ist. Und von einem Ersatz für den entstandenen Aufwand dürfte keine Rede sein.

Die Einsicht kam spät und schrittweise: Im September hatte die Novitas BKK noch angekündigt, der nachlässigen Verschreibungspraxis bei BtM-Rezepten nachzugehen und mehr als 60.000 Verordnungen zu überprüfen. Kurz darauf hieß es, die Hälfte der Rezepte sei in Ordnung. Als sich immer mehr Apotheken und ihre Verbände gegen die kleinlichen Beanstandungen zur Wehr setzten, mussten endlich auch die Kassen einlenken. Im Februar versprachen die Novitas BKK, die BKK vor Ort und die BKK Hoesch zunächst, keine weiteren Rezepte auf Formfehler zu prüfen.

Nun sollen auch die erfolgten Retaxationen aufgehoben werden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit – schließlich wurden die Patienten bereits vor Monaten so versorgt, wie es die Ärzte angeordnet hatten. Vielleicht ging es den Kassen von Anfang an nur darum, sich für einige Monate finanziellen Spielraum zu verschaffen. Dass damit die Apotheker bei ihrer eigentlichen Arbeit gestört und Schmerzpatienten verunsichert wurden, zeugt von falschem Selbstverständnis oder von Verantwortungslosigkeit.

 

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