Interview BVpta

„PTA sind keine kleinen Schachtelschieber“

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Berlin -

Beim Bundesverband der PTA (BVpta) sorgt man sich um die rückläufige Zahl der Auszubildenden. Im Wettstreit mit anderen Gesundheitsberufen gerate die PTA-Ausbildung zusehends ins Hintertreffen, beklagt die BVpta-Vorsitzende Sabine Pfeiffer. Für sie liegen die Gründe für die Misere auf der Hand – und die Lösungsansätze.

 

APOTHEKE ADHOC: Warum wollen immer weniger Schulabgänger PTA werden?

PFEIFFER: Im PTA-Beruf fehlen grundlegende berufliche Perspektiven wie Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen. Jetzt kommen die geburtenschwachen Jahrgänge ins Ausbildungsalter. Der Wettbewerb mit anderen Ausbildungsberufen, nicht nur im Gesundheitsbereich, ist entsprechend groß.

ADHOC: Liegt das auch an den Ausbildungskosten?

PFEIFFER: Mit dem Schulgeld hat das wenig zu tun. In anderen Gesundheitsberufen kostet die Ausbildung pro Monat oft mehrere hundert Euro im Monat, beispielsweise bei Ergotherapeuten oder Logopäden. Ich finde PTA ist ein wunderschöner Beruf – aber die Rahmenbedingungen stimmen nicht mehr.

ADHOC: Wie ließe sich das ändern?

PFEIFFER: Das muss auf mehreren Ebenen erfolgen. Die Verlängerung der Ausbildung auf drei Jahre wie in anderen bundesrechtlich geregelten Gesundheitsberufen ist ein Punkt. Der BVpta setzt sich aber auch für eine Änderung im Berufsgesetz ein. Statt „unter Aufsicht eines Apothekers pharmazeutische Tätigkeiten auszuführen“, möchten wir unserem „Berufsbild entsprechende pharmazeutische Tätigkeiten ausüben“ dürfen.

 

 

ADHOC: Was versprechen sie sich von dieser Änderung?

PFEIFFER: PTA verfügen über sehr viel Fach- und Beratungskompetenz, die wir täglich in der Apotheke unter Beweis stellen. Wir können nicht nachvollziehen, dass unser Berufsstand durch solche Formulierungen und daraus resultierenden Beschränkungen abgewertet wird. Anders als das beispielsweise Herr Homann sieht, wollen wir keine „Apotheker light“ sein – aber kleine Schachtelschieber sind wir auch nicht.

ADHOC: Was stört sie besonders an der jetzigen Situation?

PFEIFFER: PTA sind sehr wohl in der Lage, selbstständig und kompetent zu arbeiten, beispielsweise in der Rezeptur. Wofür beinhaltet die Ausbildung hunderte Stunden Galenik, wenn wir später unsere Fähigkeiten nicht einsetzen dürfen. Wenn man die Formulierung „unter Aufsicht“ wortwörtlich nähme, dann müssten Apotheker am besten alles selber machen.

ADHOC: Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit mit den Apothekern?

PFEIFFER: Wir haben schon vor zwei Jahren auf den drohenden Mangel hingewiesen und ein Treffen angeboten. Leider ohne echte Reaktion. Ich habe das Gefühl, dass die Apothekerschaft hauptsächlich auf die Wahrung ihrer eigenen Interessen bedacht ist. Gerade den Kammern geht es weniger um die Schulen, als um den Einfluss und die Aufsicht über die Lehrinhalte.

 

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