Importeure mahnen Apotheker ab APOTHEKE ADHOC, 12.10.2018 11:43 Uhr
-
Nach vermeintlichem Boykott-Aufruf: Kohlpharma und Eurim-Pharm verlangten jeweils eine Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung. Foto: Sempt-Apotheke
-
Sollte er sich erneut in dieser Art kritisch über das Thema Import äußern, drohe eine Geldstrafe von 5000 beziehungsweise 6000 Euro. Screenshot
-
Stadler unterschrieb nichts. Es handele sich schließlich um seine persönliche Einschätzung. Screenshot
-
Importquote boykottieren: Stadler fordert eine Aufhebung der Importquote. Importe seien nicht nur eine Sicherheitslücke, sondern das System an sich auch unethisch. Foto: APOTHEKE ADHOC
-
Die Motivation der Krankenkassen bei Importen ist für den Inhaber der Sempt-Apotheke in Erding klar – Einsparungen. Foto: Sempt-Apotheke
-
Der Skandal um mutmaßlich gefälschte Medikamente aus Griechenland lässt bei Apothekern wieder einmal Zweifel am Arzneimittelimport aufkommen. Foto: APOTHEKE ADHOC
-
Aus Stadlers Sicht müsste die Importquote abgeschafft werden. Erstens unter dem Gesichtspunkt der Arzneimittelsicherheit. Denn die Wege des transnationalen Arzneimittelhandels seien „praktisch nicht kontrollierbar“. Foto: APOTHEKE ADHOC
-
In dem Zusammenhang ruft CC Pharma Neulasta (Pegfilgrastim) zu 6 mg eine Fertigspritze in den Chargen Ch.-B.: 1066437A (interne Ch.-B.: Int.: GR), 1068618B (interne Ch.-B.: Int.: GR2) und 1071319A (interne Ch.-B.: Int.: g5) zurück. Foto: BfArM
-
Afinitor (Everolimus) ist zu 5 mg und 30 Tabletten in der Charge S0055 (interne Ch.B.: Int.: g) vom Rückruf betroffen. Foto: APOTHEKE ADHOC
-
CC Pharma hat die betroffene Ware von Lunapharm bezogen. Foto: APOTHEKE ADHOC
-
Hotline für Apotheker: Das Landesgesundheitsministerium schaltete in der vergangenen Woche im Lunapharm-Fall ein Informationstelefon für Heilberufler und Patienten. Foto: APOTHEKE ADHOC
-
Das Ministerium räumt Versäumnisse bei der Kontrolle von Lunapharm ein und ruft rund 700 Arzneimittel zurück. Viele der Arzneimittel dürften aber bereits verbraucht sein. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum nicht früher gehandelt wurde“, sagte Sozialministerin Diana Golze (Linke) zum Fall Lunapharm. Foto: Die Linke
-
Es gibt Ungereimtheiten: Die Potsdamer Staatsanwaltschaft widerspricht Abteilungsleiter Thomas Barta (l.), der vom Diebstahlsverdacht bei den durch Lunapharm importierten griechischen Zytostatika nichts gewusst haben will. Foto: APOTHEKE ADHOC
-
Die Firma soll in Griechenland aus Kliniken entwendetet Zytostatika in Deutschland weiterverkauft haben. Beim Transport sollen die Arzneimittel unsachgemäß gehandelt worden sein. Das ARD-Magazin Kontraste hatte über den Fall berichtet. Screenshot ARD Kontraste
-
Geschäftsführerin Susanne Krautz-Zeitel sagt, von Beginn an mit allen beteiligten Behörden auf das Engste kooperiert zu haben. Screenshot ARD Kontraste
-
Allerdings bestätigt Dorina Dubrau, Sprecherin der Potsdamer Staatsanwaltschaft, dass gegen Lunapharm ein Ermittlungsverfahren wegen des Vorwurfs der Hehlerei und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz laufen – seit April 2017. Screenshot ARD Kontraste
-
Laut Kontraste soll ein Netzwerk international tätiger Pharmahändler in Deutschland illegal mit Krebsmedikamenten im Wert von mehreren Millionen Euro gehandelt haben. Dabei wurden nach einem Bericht des Magazins „die teuren Arzneien abenteuerlich gelagert und transportiert – Kühlketten waren unterbrochen“. Screenshot ARD Kontraste
-
Die Folge: Aufgrund der unsachgemäßen Lagerung sollen bei diesen Medikamenten die Qualität und Wirksamkeit nicht mehr gesichert gewesen sein. Angeblich wurde die Schmuggelware auch in einem Athener Fischmarkt zwischengeparkt und von dort mit Kurieren per Flugzeug nach Deutschland geschafft worden sein. Screenshot ARD Kontraste
-
Dem Magazin Kontraste sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Pavlos Polakis, man wisse, dass der Transport dieser Medikamente „nicht ordnungsgemäß verlaufen“ sei und auch die Kühlkette unterbrochen wurde: „Wir sprechen hier von einer illegalen Bande, die sich offensichtlich nicht um medizinische Anforderungen gekümmert hat.“ Screenshot ARD Kontraste
-
Drahtzieher soll der Ägypter Deyab Hussein mit seiner Firma Rheingold Pharma Medica sein. Hussein soll in Athen zur Abwicklung der Arzneimittellieferungen eigens eine Apotheke gegründet haben. Screenshot ARD Kontraste
-
Dieser ist auch bei den Behörden in Brandenburg kein Unbekannter. Screenshot ARD Kontraste
-
Apotheker Dr. Franz Stadler zeigt sich im Kontraste-Beitrag besorgt: „Das sind sehr sensible Wirkstoffe.“ Wenn deren Kühlung nicht gewährleistet sei, „dann klumpen die Proteine, verändern sich. Für Patienten ist das eine total schlechte Nachricht.“ Dass die Behörden nicht eingeschritten sind, „verstehe ich nicht“, so Stadler. Screenshot ARD Kontraste
-
Das Brandenburger Gesundheitsministerium untersagte laut Kontraste der Firma den Handel mit den betroffenen Krebsmedikamenten aus Griechenland, entzog dem Pharmahändler aber nicht die Großhandelserlaubnis. Screenshot ARD Kontraste
Berlin - Nach dem Lunapharm-Skandal um vermeintlich gefälschte Arzneimittel ist der Streit um die Importquote neu entfacht. Auf der einen Seite verteidigen die Importeure den Markt. Auf der Gegnerseite allen voran stehen die AOK Baden-Württemberg und Apotheker. In einem öffentlichen Brief hatte Apotheker Dr. Franz Stadler (Sempt-Apotheke, Erding) Kritik an der Importquote geäußert. Eurim-Pharm und Kohlpharma wollten ihm das verbieten und haben den Apotheker wegen seines vermeintlichen Boykott-Aufrufs abgemahnt. Zwischenzeitlich hat man sich geeinigt.
Stadler hatte am 10. August bei APOTHEKE ADHOC geäußert, ein „Warnstreik“ bei der Erfüllung der Importquote könnte helfen, um die Politik aufmerksam zu machen. Zwei Wochen später bekam er Post von den Anwälten der Importeure. Kohlpharma und Eurim-Pharm verlangten jeweils eine Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung. Sollte er sich erneut in dieser Art kritisch über das Thema Import äußern, drohe eine Geldstrafe von 5000 beziehungsweise 6000 Euro.
Stadler unterschrieb zunächst nichts. Es handele sich schließlich um seine persönliche Einschätzung. Und im übrigen werde Risikobewertung ja von offizieller Stelle geteilt, meinte Stadler mit Verweis auf den Schlussbericht im Lunapharm-Skandal. Gegenüber dem ARD-Magazin „Kontraste“ sagte er gestern, das Vorgehen der Importeure sei ein „starkes Stück, weil man im Prinzip versucht mir einen Maulkorb anzulegen, obwohl ich das ja als freie Meinungsäußerung begreife“. Dem Vernehmen nach hat sich Stadler aber zwischenzeitlich mit den Importeuren geeinigt. Sie lassen ihn in Ruhe, er ruft nicht zum Boykott auf.
Eurim hatte gegenüber Kontraste folgende Stellungnahme abgegeben: „Der von Ihnen angesprochene Apotheker hat mehrfach zu einem generellen Boykott von Importarzneimitteln aufgerufen. Dies stellt einen schwerwiegenden Verstoß gegen rechtliche Bestimmungen dar, weshalb er von uns aufgefordert wurde, dies zukünftig zu unterlassen. Eine entsprechende Unterlassungserklärung hat der Apotheker inzwischen abgegeben.“
Dass die Lobby auf Hochtouren arbeitet, bestätigte auch Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, gegenüber Kontraste. „Die Lobby ist sehr aggressiv, was man verstehen kann, denn aus deren Sicht wird ein ganz sicheres Geschäftsmodell sozusagen infrage gestellt. Man kann günstig im Ausland einkaufen und mit hohem Gewinn in Deutschland mit hundertprozentiger Sicherheit wiederverkaufen. Das will man mit Zähnen und Klauen verteidigen.“
- 1
- 2
Lesen Sie auch
-
Protestaktion Apotheker ruft zum Import-Boykott auf »
-
Arzneimittelsicherheit Importquote: Ein Lied des Protests »
-
APOSCOPE-Umfrage So sehen die Kollegen die Importquote »
-
Arzneimittelskandale Spahn: Lex Lunapharm kommt bald »
- Brandenburg Nach Lunapharm-Skandal: Neuer Gesundheitsstaatssekretär »
-
Berlin & Brandenburg Lunapharm-Skandal: Zahl der Betroffenen steigt »
Neuere Artikel zum Thema
-
GSAV-Änderungsantrag Länder wollen Importförderung streichen »
-
Neue Importregeln Kohlpharma warnt: Apotheker werden Probleme bekommen »
- Kohlpharma siegt gegen BfArM Reimporte: EuGH erlaubt abweichende Arzneiform »
- Graumarktware Reimport-Rückruf: Reguläre Lieferkette verlassen »
- Parallelhandel nach Corona Geller: Lieferengpässe werden zunehmen »
Mehr aus Ressort
- Hoos über Quote und Aussonderungsrechte Deal oder Prozess: AvP-Verfahren am Scheideweg »
- adhoc24 Razzia wegen Maskenbeschaffung / Sonderprüfungs-kampagne / Douglas-Nachschub »
- Ohne Anleitung Autohaus verschickt Corona-Test »
APOTHEKE ADHOC Debatte