„Internet-Apotheke macht im Übrigen KEINE Not-Dienste“

Im Notdienst: Grippostad-Preisdebatte und 1 Google-Stern

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Berlin -

Preisdiskussionen sind im Notdienst ein Klassiker. Das ist die Erfahrung von Apothekerin Silke Hans. Gestern kam es nicht in der Offizin zum Eklat, vielmehr traf die Unzufriedenheit eines Kunden die Inhaberin der Markt Apotheke Kleve per Google-Bewertung zeitversetzt. Der Mann ärgerte sich über den Aufschlag für sein Grippemittel und kritisierte den übertriebenen Preis. Hans konterte umgehend und erhält dafür viel Beifall.

In der Markt Apotheke ist beim Notdienst immer viel zu tun. „Wir haben im Schnitt etwa 150 Kunden“, sagt Hans. Die Inhaberin kennt kuriose und anstrengende Anfragen. Gestern sei zweimal Prothesenkleber verlangt worden. „Windeln und Babynahrung habe ich nicht mehr. Entweder es verfällt oder es sind die falschen Produkte. Ich sage den Kunden dann auch, dass sie sonst auch keine Windeln bei uns kaufen, sondern in die Drogerie gehen.“

Tagsüber werde zu zweit beraten und die Eingangstür stehe offen. Der Betrieb liege zentral sowie in Krankenhausnähe und verfüge über Parkplätze. Auch gestern war Hans wieder im Einsatz. Der Dienst verlief ruhig. Am Vormittag kam ein Mann in die Apotheke und verlangte Grippostad. „Ich habe noch nachgefragt und zu etwas anderem geraten, aber er blieb dabei“, sagt die Apothekerin.

Apothekenkunde verweist auf Online-Preis

Der Kunde verließ den Betrieb und nahm offensichtlich seinen Ärger über den Verkaufspreis mit. Direkt habe er keine Kritik geäußert, erinnert sich die Inhaberin. Doch um die Mittagszeit entdeckte Hans eine neue Google-Bewertung: 1 Stern – die Mindestangabe: „Vor wenigen Minuten eine Packung Grippostad in dieser Apotheke erworben für unfassbare 20€ !!!“, schrieb ein Nutzer. „Durchschnittlicher Internetpreis irgendwas zwischen 6-8€. Das krank sein von Menschen so schamlos auszunutzen, sorry das ist absolut übertrieben. Einen Aufschlag zu verlangen ist ja völlig legitim, aber in solchen Dimensionen. Das erste und garantiert das letzte Mal in dieser Apotheke gewesen.“

Die Apothekerin ärgerte sich über die Rezension, ließ sie jedoch vorerst sacken. „Ich bin sehr impulsiv und dachte, ich atme erstmal fünfmal durch.“ Beschwerden wegen der angeblich zu hohen Preise im Notdienst seien „der Klassiker“, sagt sie. Lange an sich halten konnte Hans nicht und konterte wenige Stunden später. Die Antwort fiel umfangreich aus: „Sie haben uns soeben im Sonntags-NOT-Dienst besucht und exakt 19€ bezahlt, welche 2,50 € NOT-Dienstgebühr (ähnlich des ca 150€-Not-Dienst-Aufschlags beim Schlüsseldienst oder beim Gas-Wasser-Installateur) beinhalten. :-)“, schrieb sie.

 

„Darüber hinaus gelten bei uns im NOT-Dienst verständlicherweise KEINE Angebots-Preise wie in der Woche während der normalen Öffnungszeiten, in der Grippostad deutlich günstiger zu erwerben ist. Die durchschnittliche Internet-Apotheke macht im Übrigen KEINE Not-Dienste, wie Sie ja sicherlich feststellen mussten. Sie hat nämlich eine Lagerhalle meist außerhalb von Deutschland, in der Bestellungen von Lagerarbeitern zusammen gepackt werden und dann 3 Tage bis zu Ihnen nach Hause benötigen (allerdings müssen Sie das Paket dann dort auch entgegen nehmen, sonst nimmt es der Postbote wieder mit zur Abholung).“

Diese Internet-Apotheke zahle keine Steuern in Deutschland, unterliege nicht den deutschen Gesetzen, habe keine Miet-, Lager- und Lohnkosten für hochausgebildete Mitarbeiter wie die Apotheke vor Ort. „Im Übrigen habe ich (die Chefin und 36 Stunden-Akademikerin des Dienstes) die Preise grade mal gegoogled, ca 6€ plus 3,95 € Versandkosten müssten Sie auch bezahlen- nicht zu vergessen eine Mindestbestellgebühr zwischen 20-40€ und die 3 Tage Zustellung…Ihnen noch einen schönen Restsonntag und baldige Genesung natürlich.“

„Lovestorm“ für Apothekerin

Die Kritik des Kunden sei nicht gerechtfertigt, sagt Hans. Weil sie so aufgewühlt gewesen sei, teilte sie die Bewertung und ihre Reaktion bei Facebook und informierte Kund:innen am HV-Tisch darüber. „Ich hatte tolle Gespräche“, sagt sie. Die Unterstützung ist immens: Seitens der Apothekerschaft und von Vor-Ort-Kund:innen gab es in den vergangenen 24 Stunden zehn Top-Bewertungen mit fünf Sternen. Die Apothekerin freut sich über den Rückhalt.

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