Fallbericht

Nach Nasendusche: Frau stirbt wegen Amöbeninfektion

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Berlin -

In den USA ist eine 69-jährige Frau an den Folgen einer Amöben-Infektion gestorben, wie das „International Journal of Infectious Diseases“ berichtet. Den Ärzten zufolge hatte sie ein Jahr lang ihre Nase unsachgemäß mit einer Nasendusche gereinigt. Dabei setzte sie Leitungswasser ein, das höchstwahrscheinlich mit dem Erreger verunreinigt war.

Die betroffene Frau hatte ein Jahr vor der Diagnose der Hirninfektion eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung entwickelt. Therapeutisch setzte der behandelnde Arzt zu dem Zeitpunkt zweimal täglich Sulfamethoxazol-Trimethoprim 800 mg/160 mg ein. Das Antibiotikum brachte allerdings keine Symptomverbesserung. Mediziner der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde schlugen dann vor, dass die Patientin eine Kochsalzlösung verwendet, um ihre Nebenhöhlen zu reinigen. „Für derartige Verfahren werden nur steriles Wasser oder Kochsalzlösung empfohlen. Die Patientin verwendete aber Leitungswasser, das mit einem Brita-Wasserfilter filtriert wurde“, schreiben die Ärzte im Fallbericht.

Einen Monat nach der Verwendung des nicht sterilen Wassers für die Nasenspülung bekam die Frau einen roten Ausschlag auf der Nase. Es wurde zunächst angenommen, dass es sich um Rosazea handelt. Behandelt wurde sie dann mit Mupirocin, einem antibiotischen Arzneistoff, der zur Beseitigung von Staphylokokken aus der Nasenschleimhaut und in der lokalen Behandlung von Hautinfektionen eingesetzt wird. Auch hier nach verspürte sie keine Besserung. Trotz mehrerer Biopsien konnten die Ärzte keine endgültige Diagnose stellen.

Etwa ein Jahr nach dem Ausschlag auf der Nase, wurde die Frau aufgrund fokaler Anfälle stationär aufgenommen. Ihr wurde intravenöses Levetiracetam und Lorazepam verabreicht. Die Computertomographie (CT) ergab eine Läsion im motorischen Kortex auf der rechten Seite des Gehirns. Die Ärzte vermuteten zunächst ein primäres hochgradiges Gliom. Die Patientin wurde operiert, es gab keine Komplikationen. Doch sechs Tage nach der OP meldete sich die Patientin mit neuen Beschwerden am linken Arm und Taubheitsgefühlen am Bein.

Rund zwei Wochen nach der OP musste sie erneut ins Krankenhaus. Diesmal hatte sie eine linksseitige Lähmung. Mittels bildgebender Verfahren konnten die Ärzte eine ausgedehnte Masse im Gehirn mit möglicher Blutung oder Flüssigkeitsansammlung beobachten. Die Frau wurde mit Dexamethason behandelt, doch ohne Erfolg. Ihre Situation verschlechterte sich weiter. Am postoperativen Tag 19 schlugen Mediziner einer anderen Universität, die Biopsie-Proben der Patientin zugeschickt bekommen hatten, die Möglichkeit einer Amöbeninfektion vor. Nach weiteren Analyse konnte die Diagnose dann bestätigt werden: die Frau hatte sich aus dem Leitungswasser den Keim namens Balamuthia mandrillaris geholt, der bis ins Gehirn vorgedrungen war.

Balamuthia mandrillaris ist eine frei lebende Amöbe, die im Boden und im Süßwasser vorkommt und mit einer granulomatösen Amöben-Enzephalitis in Verbindung gebracht wird. Sie wurde 1986 in einer Autopsie-Probe aus dem Gehirn eines Affen entdeckt. Weltweit wurden nur etwa 200 Fälle von Infektionen bei Menschen und mindestens 70 in den USA registriert. Aus einer Studie ist bekannt, dass eine unsachgemäße Nasenspülung als Infektionsmethode für Amöbe N. fowleri beschrieben wurde. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Eintrittsweg für die Balamuthia-Amöbe gleich ist. „Obwohl diese Hypothese mit der Anamnese und der endgültigen Diagnose des Patienten übereinstimmt, wurde die Wasserversorgung der Patientenwohnung nicht getestet. Daher ist unsere Fähigkeit, die Infektion des Patienten definitiv auf eine unangemessene Nasenspülung zurückzuführen, begrenzt”, schreiben die Ärzte.

Aufgrund der Schwierigkeit der Diagnose und des Schweregrads dieser Infektion liegt die Sterberate bei Balamuthia-Infektionen bei fast 100 Prozent, wie aus wissenschaftlichen Untersuchungen ersichtlich wird. In diesem Fall wurden der Frau Miltefosin zusammen mit Pentamidin, Sulfadiazin, Flucytosin, Fluconazol und Azithromycin verabreicht. Doch trotz dessen verschlechterte sich ihr Zustand weiter. Letztlich fiel sie ins Koma. Da die Ärzte weitere Blutungen in der Nasennebenhöhle festgestellt haben, entschied sich die Familie gegen die lebenserhaltende Maßnahmen.

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