Rock-Festival

Gehe im Hurricane: Fahrrad-PTA kommen zur Hilfe

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Berlin -

Beherzter Notfalleinsatz zum Hurricane Festival: Der Transporter des Großhändlers Gehe mit dringend benötigten Medikamenten steckte im Stau fest. Zwei PTA der Beeke-Apotheke in Scheeßel schwangen sich kurzerhand aufs Fahrrad und luden sich die dringendsten Kartons auf ihre Gepäckträger.

Alle Jahre wieder verfünffacht sich die Einwohnerzahl von Scheeßel für ein langes Wochenende. Das Hurricane Festival lockte auch am vergangenen Wochenende 78.000 Musikliebhaber in den kleinen Ort zwischen Hamburg und Bremen. Doch bei der Anreise herrschte Ausnahmezustand: Schwere Unwetter mit Gewittern, Hagel und Starkregen waren am Tag zuvor in Nord und Ostdeutschland niedergegangen.

Wegen umgestürzter Bäume oder abgeknickter Oberleitungen konnten viele Bahnstrecken zeitweise nicht mehr befahren werden. Viele Festivalteilnehmer mussten notgedrungen auf das Auto umsteigen. Auf den Straßen ging über lange Strecken nichts mehr.

Auch einen Lieferwagen des Großhändlers Gehe erwischte es. Der Fahrer hatte sich vom Standort Delmenhorst auf dem Weg zur Beeke-Apotheke in Scheeßel gemacht. „Mittags bekamen wir einen Anruf von Gehe, dass der Lkw seit zwei Stunden in Jeersdorf feststeckt“, erzählt PTA Saskia Peters-Heise. „Man konnte uns nicht sagen, wann er es zu uns schafft. Wir warteten auf Nachfragen für den Nachmittag, die am selben Tag noch von den Kunden abgeholt werden sollten.“

In Absprache mit der diensthabenden Apothekerin schnappten sich Peters-Heise und ihre PTA-Kollegin Julia Terbach ihre Räder und machten sich auf dem Weg in den zehn Minuten entfernten Nachbarort. Schon bei der kurzen Strecke eine schweißtreibende Angelegenheit: „Es war tierisch schwül bei 26 Grad“, erinnert sich Peters-Heise.

Die Beiden schnallten die dringend benötigte Ware auf ihre Gepäckträger und traten umgehend den Rückweg an. „Auch der Großhändler war für den beherzten Einsatz sehr dankbar und bedankte sich mit Schokolade“, erzählt Besitzer Hans-Erik Meyer.

Seine Beeke-Apotheke eröffnete Meyer vor 16 Jahren. Von Anfang an ist ihm auch das Hurricane Festival mit seinen Besuchern vertraut. „So ein Event ist für den kleinen Ort sehr schön, ganz Scheeßel war immer voll mit gut gelaunten, fantasievoll gekleideten und mitunter auch sehr schlammverkrusteten Menschen.“ Denn zuverlässig regne es beim Hurricane Jahr für Jahr. Für die Musikfans hatte Meyer „Survival-Päckchen“ mit Sonnenschutzmittel, Anti-Mückengel, Pflaster und Magnesium vorbereitet. Besonders begehrt gewesen seien die Einmal-Zahnbürsten.

Seit vor drei Jahren erstmals ein Supermarkt auf dem Gelände aufgestellt wurde, sei auch der Andrang im Ort spürbar zurückgegangen, erzählt Meyer. „Heute kommen die Festivalbesucher nur noch selten und gezielt in die Apotheke, meist haben sie Augenprobleme oder Allergien. Die jungen Leute haben an alles gedacht, was ihr Zelt und die Grillausstattung betrifft – aber vergessen, dass sie Allergiker sind und auf einem Feld feiern wollen.“

Trotz der eher dörflichen Lage zählt sein Betrieb nach eigenen Angaben zu den 15 Prozent der Apotheken in Deutschland, die die stärksten Umsätze einfahren. Das schreibt Meyer nicht unwesentlich der Spezialisierung auf Naturheilkunde und die Versorgung von Eltern und Kindern zu, die auch die 21 Mitarbeiter motiviere.

„Die Fluktuation ist bei uns sehr gering. Meine Angestellten verlassen uns eher der Liebe wegen oder weil sie Kinder bekommen, nicht weil sie unzufrieden sind oder woanders mehr verdienen,“ so der Apotheker. Wer mit Spaß arbeite und sich mit seiner Apotheke identifiziere, zeige auch so viel Einsatz und Flexibilität wie die beiden PTA mit ihrem Fahrradeinsatz.

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