Allopurinol + ACE-Hemmer = Leukopenie droht Maria Köpf, 23.02.2018 14:38 Uhr
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Wechselwirkungsgefahr: Die Kombination aus Allopurinol und einem ACE-Hemmer kann zu einer signifikanten Reduktion der Leukozytenzahl führen, sprich zu einer Leukopenie. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - „Achtung, Wechselwirkung!“, denken Apotheker und PTA, wenn Blutdrucksenker, Diuretika, Antazida oder Hormone für Schilddrüse oder Corticoide auf dem Rezept stehen. Eine häufige Fehlverordnung betrifft die Kombination aus Allopurinol und einem ACE-Hemmer. Sie sind relativ kontraindiziert: Es droht die Gefahr eines additiven immunschädigenden Effekts.
Fall: Ein Stammkunde erhält regelmäßig Captopril von seinem behandelnden Kardiologen. Nun reicht er zum ersten Mal ein Rezept über Allopurinol 300 mg ein. Er hatte kürzlich zwei akute Gichtanfälle und zwei Laborkontrollen. Die Harnsäurewerte zeigten sich zu hoch, deshalb soll nun einmal täglich Allopurinol eingenommen werden. Die Tablette nimmt er laut Anweisung des Arztes immer morgens nach dem Frühstück mit einem Glas Wasser ein. Der Arzt habe dazu gesagt, dass er bei Magen-Darm-Reaktionen eventuell auf eine zweimal tägliche Dosis umstellen solle.
Analyse: Die Kombination beider Präparate kann zu einer signifikanten Reduktion der Leukozytenzahl führen, sprich zu einer Leukopenie. Dies bedeutet, dass die Zahl weißer Blutkörperchen auf signifikant unter 4000 Zellen pro µl Blut fallen kann. Der genaue Mechanismus ist unbekannt. Doch können beide Arzneistoffe bereits für sich diese immunologische Reaktionen hervorrufen. Vermutlich liegt ein additiver Effekt vor. Auch sollte im Hinterkopf behalten werden, dass für Allopurinol ein blutdrucksenkender Effekt bekannt ist.
Captopril ist ein altbekannter ACE-Hemmer, der hochselektiv und kompetetiv das Angiotensin-I-Converting-Enzym hemmt. Dies blockiert die Synthese von Angiotensin II, das normalerweise vasokonstriktorisch wirkt. Da es auch ein Hauptstimulator der Aldosteron-Synthese ist, verringert Captopril die Aldosteronkonzentration. Der Blutdruck sinkt ab. Auch inhibiert es den Abbau des Vasodilatators Bradykinin. Dies addiert den vasodilatatorischen Effekt. Eine Blutdrucksenkung tritt in der Regel nach spätestens 60 bis 90 Minuten nach der Einnahme auf. Captopril ist im Gegensatz zu ACE-Hemmern wie Ramipril eine Substanz, die zur Wirksamkeit keiner Biotransformation bedarf. Nahrungseinnahme reduziert aber die Resorption um etwa 30 bis 40 Prozent – daher sollte das Mittel vorzugsweise nach der Mahlzeit eingenommen werden.
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