10 Fragen an die Kandidat:innen

VSA: Vertrauen Sie „internationalen Versandhallen“?

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Berlin -

Der „Verbund Starke Apotheke“ (VSA) steigt in den Wahlkampf ein und schickt einen Fragenkatalog an alle Kandidat:innen für den deutschen Bundestag. Vor allem von der Einführung des E-Rezepts erwartet der Verein mit seinen rund 200 Mitgliedern verheerende Auswirkungen auf den deutschen Apothekenmarkt.

Deshalb fragen die Apotheker:innen zunächst ab, ob die geplante Umstellung auf das E-Rezept überhaupt bekannt ist und ob die Kandidat:innen ebenfalls ein Apothekensterben und damit die konkrete Gefahr einer Versorgungslücke sehen. Bei allen zehn Fragen müssen sie jeweils nur „Ja“ oder „Nein“ ankreuzen.

Ob die Verringerung der Zahl der Apotheken auf zuletzt 18.753 eine wünschenswerte Entwicklung sei und ob die öffentlichen Apotheken in ihrer jetzigen Form zum Erhalt eines funktionierenden Gesundheitswesens in Deutschland erforderlich sind, können vermutlich auch Laien leichter beantworten. Doch die Kandidat:innen sollen auch angeben, ob sie sich beim Rx-Versand durch „internationale Versandhallen“ auch auf die Einhaltung der Sicherheitsstandards verlassen. Und ob die Apotheken, die selbst vom Rx-Umsatz lebten und nicht von Rezeptur und Notdiensten, auch mit dieser Konkurrenz erhalten bleiben könnten.

Da sich der VSA als Reaktion auf die Pleite des Rechenzentrums AvP gegründet hat und die Mehrheit der aktuell rund 200 Mitstreiter:innen zu den Betroffenen zählt, darf auch eine Frage zum Insolvenzverfahnen nicht fehlen. Immerhin seien knapp 3000 Apotheken betroffen.

Wieder allgemeiner ist die Frage, ob den angehenden Abgeordneten das Bruttogehalt eines angestellten Apothekers mit elf Jahren Berufserfahrung von 4343 Euro als angemessen erscheint. Abschließend fragt der VSA, ob die Apotheken beim Pandemiemanagement „von grundlegender Bedeutung“ waren.

Der VSA sieht die Apotheken „durch eine gefährliche Einseitigkeit der Politik und aggressive Marktgiganten“ gefährdet, wie im Begleittext noch einmal näher ausgeführt wird. Und obwohl die Apotheken in der Corona-Krise ihren Wert für die Versorgung mehr als einmal unter Beweis gestellt hätten, verlagerten sich immer größere Umsatzanteile in den Versandhandel. Mit der Einführung des E-Rezept befürchtet der Verband eine „unumkehrbare Umverteilung auf dem Arzneimittelmarkt“. Diese Veränderung habe das Potenzial, „die traditionellen Apotheken durch schrankenlosen Wettbewerb mit ausländischen Versandhallen zu verdrängen und die deutsche Arzneimittelversorgung in die Hände internationalen Finanzkapitals zu verlagern“.

Die Folge aus Sicht des VSA: Beeinträchtigungen für Patient:innen, Überforderung älterer Menschen, fehlende individuelle Beratung und mangelnde Herstellung von Individualrezepturen sowie fehlende Steuereinnahmen für den Bund. Der Verein kritisiert auch die seit 2011 existierende „Länderliste“ des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), wonach unter anderem für die Niederlande dieselben Sicherheitsstandards angenommen werden wie für Deutschland. „Das ist nicht zutreffend“, so der VSA.

Denn in den Niederlanden sei etwa der Versandhandel nicht wie hierzulande an den Betrieb einer Präsenzapotheke gebunden oder einer Kammer unterworfen. Auch fehlten Regelungen zur Qualitätssicherung beim Versand und wegen unklarer Zuständigkeiten und fehlender Vollstreckungshilfe finde eine Kontrolle faktisch nicht statt.

Die Antworten aus der Umfrage will der Verbund veröffentlichen und so den Kolleg:innen möglicherweise eine Unterstützung bei der Wahlentscheidung sein.

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