Gesundheitswesen

Verbraucher erwarten schlechtere Versorgung

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Die Deutschen sehen mit Sorge auf die Zukunft der Gesundheitsversorgung und fordern grundlegende Reformen. Allzu optimistisch, dass die neue Regierung nach der Bundestagswahl beherzt zupackt, sind allerdings die Wenigsten. Dieses Bild zeichnet eine Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Finanz- und Vermögensberatungsunternehmens MLP unter 1800 Verbrauchern sowie 500 Ärztinnen und Ärzten durchgeführt hat.

Bereits die Bestandsaufnahme fällt nüchtern aus: Zwar halten - wie seit Jahren - zwei Drittel der Bevölkerung und 82 Prozent der Ärzte die Gesundheitsversorgung in Deutschland für gut. Doch wie schon im Vorjahr beobachten jeweils rund 60 Prozent der Befragten eine Verschlechterung, wobei allerdings nur jeder dritte Kassenpatient und jeder achte Privatpatient selbst schlechte Erfahrungen gemacht hat: Ärzte haben weniger Zeit (13 Prozent), die Selbstbeteiligung steigt, Leistungen sinken (8 Prozent), andere Medikamente werden verschrieben (4 Prozent).

Düster wird es bei der Prognose für die nächsten zehn Jahre: 80 Prozent der Verbraucher rechnen mit steigenden Beiträgen, 78 Prozent mit höheren Zuzahlungen für Arzneimittel, 67 Prozent mit weniger Zeit bei den Ärzten, 56 Prozent mit Schwierigkeiten bei der Verschreibung teurer Medikamente.

Jeder zweite ältere Befragte ab 60 Jahren hat Sorge, im Krankheitsfall eine notwendige Behandlung aus Kostengründen nicht verschrieben zu bekommen. Einen Verzicht aus wirtschaftlichen Erwägungen lehnen jedoch 71 Prozent der Ärzte ab. Nach wie vor hat nur jeder fünfte Arzt bislang die Erfahrung gemacht, dass der Kostendruck die Qualität der Versorgung beeinträchtigt. Nach wie vor halten zwar 60 Prozent der Ärzte das Leistungspaket der Kassen für ausreichend, doch mehr als drei Viertel sehen die Therapiefreiheit bedroht.

Die Tendenz ist klar: 72 Prozent der Verbraucher und 88 Prozent der Ärzte rechnen mit einer Zwei-Klassen-Medizin, 63 beziehungsweise 78 Prozent gehen davon aus, dass die Kassen nur noch die Grundversorgung übernehmen werden. Bei der Frage, ob gesundheitsbewusstes Verhalten bei der Kostenübernahme berücksichtigt werden sollte, scheiden sich die Geister.

Entsprechend halten 65 Prozent der Bevölkerung und 81 Prozent der Ärzte grundlegende Gesundheitsreformen für notwendig; nur 24 beziehungsweise 13 Prozent rechnen aber mit einer Umsetzung nach der Wahl. Jeweils 79 Prozent zweifeln sogar daran, dass es der Politik gelingt, eine gute Gesundheitsversorgung für alle sicherzustellen. Die Gesundheitspolitik von Ministerin Ulla Schmidt (SPD) hat bei 62 Prozent der Bevölkerung und 87 Prozent der Ärzte keinen guten Eindruck hinterlassen.

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