Arzneimittelpreise

Spahn liebt die Lemminge

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Eine öffentliche Diskussionrunde mit Pharmaherstellern kann für Gesundheitspolitiker in Zeiten des AMNOG schnell zur Abwehrschlacht werden. Nicht so für Jens Spahn: Bei der Jahrestagung des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) ging der CDU-Gesundheitsexperte selbstbewusst in den Schlagabtausch. Aus seiner Sicht sind die Firmen selbst für den Preisverfall verantwortlich.

Man könne gar nicht so schnell hinterher gucken, wie die Preise fielen, so Spahn. Bei den Rabattverträgen seien erfahrungsgemäß bis zu 90 Prozent zu holen, die Festbeträge brächten zwischen 40 und 60 Prozent. Dabei habe man anfangs regelrecht „Schweißperlen auf der Stirn“ gehabt, ob die Hersteller tatsächlich auf Festbetrag gehen oder die Patienten massive Aufzahlungen leisten müssten.

Doch nun läuft laut Spahn die Spirale - je nach Niveau des unteren Preisdrittels und entsprechenden Absatzzahlen werden die Festbeträge von den Kassen angepasst. Der Gesundheitssprecher der Union findet diesen Effekt gut: „Es ist doch nicht unser Job aufzupassen, dass Sie nicht wie die Lemminge über die Klippe laufen“, so Spahn an die Hersteller. „Wir machen doch nicht Ihre Preise.“

Allerdings ist Spahn auch der Meinung, dass zumindest im Generikabereich keine weiteren Einsparungen zu holen sind: „Die Zitrone war ziemlich dick, aber jetzt ist sie ausgequetscht.“ Man wolle leistungsfähige Generikaunternehmen, kleine wie große, und werde in verschiedenen Bereichen nachjustieren, etwa was den Bereich Biosimilars oder Rabattverträge bei Patentablauf angehe.

Wenig Hoffnung machte Spahn den Herstellern bei der frühen Nutzenbewertung: „Wenn Arzneimittel keinen Zusatznutzen haben und einfach nur teurer sind, dann wollen wir sie einfach nicht haben.“ Neu sei nicht automatisch innovativ; diese Ursprungsidee werde man nicht opfern. Man sei aber bereit für Nachbesserungen, etwa was die Prozesse angeht. „Unsere Idee ist nicht, als Vergleichstherapie immer das günstigste Generikum heranzuziehen“, so Spahn mit Blick auf die aktuellen Streitfälle.

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