Pharma Networking Night

Lucas: „Die größte Transformationsphase, die wir je hatten“

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Berlin -

In Berlin stehen alle Zeichen auf politischen Neuanfang – auch bei der Gesundheitspolitik könnte sich in der neuen Legislaturperiode einiges tun. Darauf hoffen auch die 250 Gäste, die gestern Abend bei der ersten Pharma Networking Night dabei waren. Ohne gesundheitspolitischen Talk ging es auch hier nicht, dafür liegen zu viele Themen auf dem Tisch. Und so sprach APOTHEKE ADHOC-Chefredakteur Patrick Hollstein mit Berlins Kammerpräsidentin und Abda-Vizepräsidentin Dr. Ina Lucas und mit Klosterfrau-CEO Dr. Stefan Koch über die wichtigsten Themen im Apotheken- und Pharmabereich.

„Die Apotheken stehen vor enormen Herausforderungen – von Lieferengpässen über wirtschaftliche Zwänge bis hin zu regulatorischer Ungewissheit. Es braucht mehr denn je einen konstruktiven und effektiven Dialog zwischen Apotheken, Industrie und Politik“, sagte Lucas. Die Position der Industrie verkörperte im Live-Talk der Klosterfrau-CEO. „Die Arzneimittelversorgung braucht insgesamt einen großen Wurf, keinen kleinsten gemeinsamen Nenner“, so Koch.

Bisher gehören die Gesundheitsthemen nur am Rande zu den Koalitionsverhandlungen. Dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit seiner Apothekenreform durch das Ampel-Aus nun vollkommen ausgebremst war, begrüßte auch Lucas, doch Chaos und Apothekensterben bleiben. „Das ist die größte Transformationsphase für Apotheken, die wir je hatten.“ Der wirtschaftliche Druck auf Apotheken bleibt enorm, eine finanzielle Dynamisierung fehle komplett.

Mit seinem Fokus auf Prävention könnte Lauterbach den Apotheken aber zumindest ein bisschen geholfen haben: Innerhalb des Gesundes-Herz-Gesetz (GHG) tauchten auch neue pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) auf. Verabschiedet wurde das GHG aber nicht mehr.

Es braucht eine Strukturreform und Verantwortung

Etwa 250 Gäste waren bei der Auftaktveranstaltung zur APOTHEKENTOUR dabei.Foto: Mark Mattingly

Noch ginge es der Industrie hingegen gar nicht so schlecht, meinte Koch. Wie die Apotheken ächzten aber auch die Hersteller unter der Bürokratie, die ein enormes Hemmnis darstelle. „Das ist alles echt bitter.“ Deutschland leiste sich zudem das teuerste Gesundheitssystem der Welt, besser mache das die Lage aber nicht. „Wir geben das Geld verkehrt aus. Wir brauchen unbedingt eine Strukturreform“, konstatiert Koch, sonst gebe es wenig Hoffnung.

„Der Branchendialog darf nicht nur in den Chefetagen weniger großer Player stattfinden, sondern muss unter allen Beteiligten geführt werden. Mit der APOTHEKENTOUR werden wir in diesem Jahr mehr als 30.000 Apotheker:innen, PTA und PKA in genau diesen Dialog integrieren“, sagte ELPATO-CEO Tom Bellartz zu Beginn. „Die Arzneiversorgung braucht jetzt einen politischen Kickstart.”

Dabei heiße es für Politik, aber auch für Pharmaunternehmen und Apotheken, Verantwortung zu übernehmen. ELPATO tat dies, indem statt der üblichen Gastgeschenke eine Spende in Höhe von 2500 Euro an die Ukraine-Hilfe der „Apotheker ohne Grenzen“ ging.

Geladen wurde anlässlich der heute in Berlin startenden APOTHEKENTOUR powered by APOTHEKE ADHOC und PTA IN LOVE ins Berliner Museum Fotografiska. Mit den Gästen aus mehr als 100 Unternehmen und Institutionen der Branche wurde anschließend weiter politisch debattiert und genetzwerkt.

Zum ersten APOTHEKENTOUR-Wochenende werden in Berlin mehr als 2500 Apotheker:innen, PTA und PKA erwartet. Die Eventreihe startete im Mai 2022 und findet dieses Jahr in zwölf deutschen Städten sowie in Wien statt. Insgesamt werden etwa 30.000 Gäste dabei sein sowie mehr als 40 Pharmaunternehmen.

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