AMG-Novelle

Lauterbach-Studie befeuert Blister-Debatte

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Bei der Anhörung zur AMG-Novelle mag das Thema Verblisterung neben dem Fixzuschlag für Großhändler, dem Zytostatika-Honorar für Apotheken und der Belieferungspflicht für Hersteller untergegangen sein. Doch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte die Frage auf die Tagesordnung gesetzt. Pikant: Wenige Tage zuvor wurde Politikern, Kassenvertretern und Journalisten eine Studie vorgestellt, die für die industrielle Verblisterung wirbt. Auftraggeber der bereits 2007 durchgeführten Untersuchung war die Kohl-Tochter 7x4 Pharma.

Wissenschaftler des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) unter der Leitung von SPD-Gesundheitsexperten Professor Dr. Dr. Karl Lauterbach hatten untersucht, wie viele Fehler bei der Medikamentenabgabe in Pflegeheimen auftreten. Ihre Bilanz: Bei jedem zweiten Heimbewohner kam es im Untersuchungszeitraum von acht Wochen zu mindestens einem Abgabefehler.

Die Studie endet mit der Forderung nach schärferen Kontrollen sowie der Schlussfolgerung: „Eine weitere Möglichkeit könnte die Neuverblisterung in Wochenblister sein, die menschliche Faktoren der Generierung von Fehlern weitestgehend ausschließt.“

Dr. Andreas Gerber vom IGKE erklärte gegenüber APOTHEKE ADHOC, die Ergebnisse der Studie seien erst im Oktober 2008 international publiziert worden. Und vorher würden die „Expertenbriefe“ nie verschickt. Zudem habe das IGKE weder für die Planung noch für das Schreiben der Studie Geld von 7x4 erhalten. Das Unternehmen habe lediglich die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für die Durchführung der Untersuchung in drei saarländischen Pflegeheimen bezahlt, so Gerber. Von der Anhörung zur AMG-Novelle habe er gar nichts gewusst.

Dem Autoren der Studie dürfte der Termin geläufig gewesen sein. Als Bundestagsmitglied ist Lauterbach zwar derzeit als Direktor des IGKE beurlaubt. Doch trotz der Erklärung seines Kollegen bleibt ein schaler Nachgeschmack. Schließlich hatte Lauterbach bereits 2006 einen Modellversuch zum Blisterprojekt von 7x4 wissenschaftlich begleitet. Der SPD-Politiker wollte sich gegenüber APOTHEKE ADHOC nicht zu der Studie äußern.

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