Plagiatsaffäre

Koch-Mehrin tritt von Ämtern zurück

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Die FDP ist um eine weitere Problem-Personalie leichter: Die liberale Europapolitikerin Dr. Silvana Koch-Mehrin tritt von allen politischen Ämtern zurück. Sie wolle verhindern, dass ihre Familie durch die öffentliche Diskussion um ihre Doktorarbeit belastet werde, erklärte die 40-Jährige. Mit sofortiger Wirkung legt sie ihre Ämter als Vizepräsidentin des Europaparlamentes, als Präsidiumsmitglied der FDP sowie als Vorsitzende der Liberalen im Europaparlament nieder. Ihr Abgeordnetenmandat wolle sie allerdings behalten.

Der scheidende Parteichef Guido Westerwelle sagte: „Ich bedauere diese Entscheidung, aber ich respektiere die Gründe und bin zuversichtlich, dass Silvana Koch-Mehrin die Europapolitik auch künftig weiter prägen wird.“ FDP-Generalsekretär Christian Lindner bedankte sich bei der Europaabgeordneten für ihren Einsatz: „Wir nehmen die Entscheidungen Silvana Koch-Mehrins mit Respekt zur Kenntnis und danken ihr für ihren langjährigen Einsatz für die liberale Sache.“ Auch der künftige FDP-Chef Dr. Philipp Rösler soll bereits gestern von den Plänen Koch-Mehrins erfahren haben.

Vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass die Universität Heidelberg der Politikerin den Doktortitel aberkennen will. Die Hochschule ist Medienberichten zufolge zu dem Ergebnis gekommen, dass die Ernennung zum Doktor eventuell rechtswidrig war. Koch-Mehrin muss nun eine Stellungnahme abgeben.

Koch-Mehrin soll auf rund 30 Prozent der Seiten in ihrer Doktorarbeit ohne Quellenangabe zitiert habem. Alle Plagiate in der Doktorarbeit wurden auf der Internetseite „Vroniplag“ dokumentiert. Der Name der Plattform geht auf die Tochter des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Veronica Saß, zurück, deren Promotion ebenfalls auf Plagiate überprüft worden war. Ihr wurde der Doktortitel von der Universität Konstanz mittlerweile aberkannt. Die Plagiatsjäger hatten sich an einer Homepage orientiert, das die Arbeit des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) unter die Lupe genommen hatten - mit den bekannten Folgen.

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