Auftrag an Großhandel nicht übermittelt

Impfstoff: Bestellung fehlgeschlagen, Ärzte verärgert

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Berlin -

Die Fristen für die Bestellung der Corona-Impfstoffe sind genau getaktet. Die Praxen müssen sich bis spätestens Dienstagmittag für die darauffolgende Woche bei den Apotheken melden. Diese wiederum geben die Order bis 15 Uhr an ihren Großhändler weiter. Özlem Cinarlik löste eine Bestellung über zehn Vials Cominaty bereits am Sonntag während des Notdienstes aus – laut ihrem Phoenix-Außendienst war das zu früh.

Cinarlik war am Sonntag für den Notdienst eingeteilt. Da es nicht besonders voll war, nutzte die Inhaberin der Albert-Schweitzer-Apotheke im hessischen Stadtallendorf die Ruhe, um die Bestellung der Corona-Impfstoffe abzusenden. Von zwei Praxen hatte sie bereits Rückmeldung bekommen, wie viele Vials des Biontech-Vakzins für kommende Woche gewünscht wurden. „Ich dachte, je früher, desto besser.“ Sie bestellte fünf Vials pro Ärzt:in. „Ich dachte, es hat funktioniert.“ Eine Fehlmeldung sei nicht eingegangen.

Am Montag bestellte sie zusätzlich vier Vials Vaxzevria von AstraZeneca nach. Als gestern die Rückmeldung von Phoenix kam, musste Cinarlik doppelt hinsehen: „Da stand, wir haben 0 Vials Comirnaty bestellt und bekommen 0 Vials geliefert.“ Die AstraZeneca-Bestellung sei durchgegangen. Die Apothekerin meldete sich bei ihrem Phoenix-Außendienst und fragte nach dem Problem. Dort habe es geheißen, dass man erst ab Montag bestellen könne, sagt sie. „Das habe ich nicht gewusst. Ich dachte, ich mache es am Sonntag, da habe ich anders als am Montag oder Dienstag keinen Stress.“

Die Reaktion der Ärzt:innen konnte sich Cinarlik bereits ausmalen: „Die werden böse auf uns sein.“ So war es auch: Die Praxen hätten „nicht gut“ auf die Nachricht reagiert, dass sie in der kommenden Woche keinen Impfstoff von Biontech erhalten werden. Denn auf Nachfrage der Apothekerin beim Großhandel hieß es, dass es sich um Bundesware handele, die nicht nachbestellbar sei. „Es sei denn, einer springt ab. Aber damit rechne ich nicht“, so die Apothekerin, die angesichts der Situation schlaflose Nächte hinter sich hat.

In einer anderen Großhandlung kann man den Fehler nicht nachvollziehen. Es gebe keine Beschränkung, man könne theoretisch bereits mehrere Tage zuvor die Impfstoff-Bestellung abschicken. Die MSV3-Schnittstelle werde in der Regel nicht abgeschaltet. Die Aufträge würden gesammelt. Wichtig sei, das sogenannte Nachsendehäckchen zu setzen und die richtige PZN zu verwenden.

Die Apothekerin versucht die Sache abzuhaken, ist aber dennoch „aufgewühlt“. „Ich habe es nur gut gemeint. Wir geben uns hier viel Mühe und am Ende ist es immer so, dass es an der Apotheke hängen bleibt“, sagt sie. Als Phoenix die ersten Vials am Anfang der Belieferung einfach ohne Transportmöglichkeit in der Apotheke gelassen habe, habe man schnell reagiert und Steckmoos besorgt. „Das kriegt nur keiner mit.“

Ähnlich laufe es beim Testen. „Wir bekommen so viele Anrufe, und die Leute kommen in die Apotheke, weil sie zum Friseur wollen.“ Da sie personell die hohe Nachfrage nicht mehr stemmen konnte, schränkte Cinarlik das Testangebot vergangene Woche ein. Ein weiterer Grund sei auch die bisher fehlende Bezahlung. „Wir sind mit rund 1000 Tests in Vorleistung gegangen.“ Die Zeiten seien momentan „sehr stressig“.

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