Abhängigkeit von China

Generikagesetz: Hexal-CEO mahnt zur Eile

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Berlin -

Um die Lieferengpässe zu entschärfen, plant das Bundesgesundheitsministerium (BMG) ein Generikagesetz. Laut Peter Stenico, CEO von Hexal und Vorstandsvorsitzender von Pro Generika, ist es mit einem Zuschlag für europäische Ware alleine nicht getan. Erforderlich sei ein Paradigmenwechsel.

Seit Jahren gebe es einen ruinösen Wettbewerb. Denn nur wer den günstigsten Preis bieten kann, kommt etwa bei Rabattverträgen zum Zuge. Davon müsse man wegkommen, denn alleine schon die Vorhaltung zusätzlicher Lieferanten verursacht laut Stenico Kosten, die sich mit den derzeitigen Margen nicht decken lassen.

Man dürfe sich auch keine Illusionen machen: Die europäische Produktion sei ein wichtiger Baustein für mehr Unabhängigkeit, doch beileibe nicht der einzige. „Eine komplette Rückholung der Arzneimittelproduktion ist weder sinnvoll noch möglich“, so Stenico. „Es muss uns vor allem um mehr Diversifizierung gehen.“ Das sei für die Industrie auch kurzfristig möglich, erfordere aber ein Umdenken.

Weg vom „Hauptsache-billig“-Prinzip

Das aktuelle „Hauptsache-billig“-Prinzip befeuere die Abhängigkeit von Asien, denn nirgendwo könne so günstig produziert werden wie dort. Zwar gebe es viel Knowhow in Europa, aber die Produktion koste ein Vielfaches. „Wir reden hier nicht von Cent, sondern teilweise von mehr als dem Zehnfachen.“ Als Beispiel nannte er die Produktion von Antibiotika, die sehr energie- und rohstoffintensiv sei.

Stenico: „Die Wahrheit ist: Wir müssen wieder mehr ausgeben für Generika und genau jetzt aktiv werden, wo die steigenden Energiepreise europäische Werke noch weiter in Wettbewerbsnachteile gegenüber asiatischen geraten lassen.“ Die Politik habe das Problem erkannt. Wichtig sei aber, dass die „Aufwachphase“ zu beschleunigen. „Es ist schon mehr als fünf vor zwölf.“ Eine Abschottung dürfe dabei kein Ziel sein, denn für globale Hersteller seien China und Indien auch wichtige Absatzmärkte. „Das ist ein Geben und Nehmen.“

Dr. Kai Rossen, Vorstand und Chief Scientific Officer des von Sanofi ausgegliederten Lohnherstellers EuroAPO, findet: „Die Lage ist nicht hoffnungslos. Wir können viele Wirkstoffe hierzulande produzieren. Und zwar deutlich mehr, als wir es derzeit tun. Wir haben hier die Fabriken und das Wissen – wir müssen es nur wollen.“

Dafür aber brauche es, wie es andere Länder schon vormachten, die Zusammenarbeit mit der Politik. Er verwies auf die USA, die da deutlich weiter seien und auch deutlich mehr in die eigene Unabhängigkeit investierten. Auch ihm geht es aber nicht um Abschottung der Märkte: „Die Lieferketten sind global. Die Steamcracker stehen in Antwerpen und Ludwigshafen, aber bei den nachfolgenden Schritten sind wir nicht mehr konkurrenzfähig. Hier haben wir eine katastrophale Abhängigkeit.“

Steigende Kosten müsse man schon vor dem Hintergrund der gewünschten Decarbonisierung akzeptieren. Sei Unternehmen arbeitet derzeit unter anderem an einem neuen Gewinnungsverfahren für Vitamin B12. „Wir werden damit weltweit am effizientesten sein. Aber solche Investitionen in Innovationen müssen auch möglich sein.“

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