Interview Cordula Eichhorn

Engpässe: Im Notdienst auf Schatzsuche

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Cordula Eichhorn ist genervt – von Lauterbachs-Apothekenplänen und den Engpässen. Ihre Notdienste nutzt sie nun schon, um "heiße Ware" zu ergattern.Foto: Rathaus-Apotheke
Berlin -

Apothekerin Cordula Eichhorn, Inhaberin der Rathaus Apotheke in Eppstein, ist beim Protest in Dortmund mitgelaufen. Was es am Ende gebracht hat, wird die Zeit zeigen müssen. Nach ihrem Geschmack wird es gerade aber viel zu leise. Statt Lösungen spitze sich die Lage nicht nur hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit der Apotheken zu, sondern auch hinsichtlich der Engpässe. Wegen letzteren geht sie während ihrer Notdienste sogar schon auf Schatzsuche.

Woran sie merkt, dass die Arzneimittelversorgung am Abgrund steht: „Ich brauche nur die Schubladen aufzuziehen, die Defektlisten anzugucken. In jedem Notdienst sitze ich da und kontrolliere jede Stunde, weil man nachts echt mal eine Chance hat, irgendwas zu schnappen.“ Mittlerweile habe sich innerhalb der Kolleg:innen ein Netzwerk entwickelt, fehlende Arzneimittel lassen sich so ab und an doch noch auftreiben.

Und dass die Abda nun nach den November-Protesten eine Ruhephase für Gespräche mit der Politik einhält? „Also ich hoffe, dass es keine Ruhephase geben wird, weil es ist meiner Meinung nach eigentlich schon zu spät. Das Gesetz ist auf dem Weg. Jetzt eine Pause zu machen, das wäre das Dümmste, was man machen könnte.“

Während sie sich von der gesamtdeutschen Standesvertretung mehr erhofft hätte, ist sie mit ihrem hessischen Verbandspräsidenten, Holger Seyfarth, sehr zufrieden. Er sei „wirklich aktiv und kämpferisch“ und sie sei „sehr froh, dass ich mich da einreihen darf in diejenigen, die dann für ihn die ‚Wasserträger‘ sind und die Kollegen motivieren“. Dass die Apothekerschaft sich die Proteste für vier Regionen aufgeteilt hat, hält Eichhorn für einen Fehler. Das bundesweite mediale Interesse sei somit verpufft.

Von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wünscht sich die Inhaberin mehr Wertschätzung: „Ich empfinde ihn mittlerweile als wirklich chauvinistisch, frauenfeindlich, weil er uns gar nicht würdigt.“ Die Leistungen der Apotheken nehme er als selbstverständlich hin oder sehe sie gar nicht erst – von entsprechender Vergütung ganz zu schweigen.

Die Zeit für Gespräche sieht Eichhorn als abgelaufen an: „Wir müssen wirklich jetzt härtere Geschütze auffahren und das ist das Schwierige, weil wir ein reiner Frauenberuf sind und Frauen dazu tendieren, viel zu reden und wenig Gewalt anzuwenden.“ Statt endlich hart durchzugreifen, gewinne bei den meisten Apotheker:innen am Ende doch das Helfersyndrom.

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