Aktionsplan Ernährung

Deutschland soll abnehmen

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Die Bundesregierung will dem Übergewicht der Bundesbürger stärker zu Leibe rücken und Deutschland in Form bringen. Das Kabinett beschloss am Mittwoch den Nationalen Aktionsplan Ernährung. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) planen darin Kampagnen für gezielte Aufklärung über gesunde Ernährung, für besseres Essen in Kantinen von Betrieben, Schulen und Kindergärten sowie für mehr Sport. Länder und Kommunen sind aufgefordert, sich an dem Programm zu beteiligen.

In Deutschland gelten zwei Drittel der Männer und rund die Hälfte der Frauen zwischen 18 und 80 Jahren als zu dick. Unter Kindern und Jugendlichen sind 15 Prozent übergewichtig oder fettleibig.

Seehofer versicherte, dass der Bund bei seinem Programm gegen Übergewicht „nicht diskriminieren“ und auch nicht mit Verboten vorgehen wolle. Er distanzierte sich denn auch von der Formel „Fit statt Fett“ und unterstrich den Anspruch „Deutschland in Form“ bringen zu wollen. Für diese Überzeugungsarbeit hin zu einer Verhaltensänderung sei „ein langer Atem“ notwendig. Daher sei das Programm bis 2020 angelegt. Seehofer wie Schmidt erläuterten, dass ein großer Anteil der Gesundheitsausgaben auf falsche Ernährung und Bewegungsmangel zurückzuführen sei. Seehofer sprach von bis zu 70 Milliarden Euro.

Ein Schulpflichtfach Ernährung ist allerdings nicht geplant, auch keine Verbote. Mit der Wirtschaft soll jedoch über einen Verzicht auf Werbung gesprochen werden, die sich an Kinder unter 12 Jahren richtet.

Die Grünen-Fraktion hält den Aktionsplan für untauglich. „Es werden hauptsächlich Alibi-Maßnahmen vorgeschoben“, sagte Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn. „Übergewichtige Kinder werden so nicht erreicht.“ Höhn fordert ein Werbeverbot für Süßigkeiten im Fernsehen vor 20 Uhr sowie eine Ampel-Kennzeichnung von Lebensmitteln, bei der die Farben Rot, Gelb oder Grün zeigen, wie hoch der Anteil von Fett, Zucker oder Salz ist. Der FDP-Verbraucherpolitiker Hans-Michael Goldmann lehnt ein Werbeverbot dagegen ab. Die Deutsche Kinderhilfe kritisierte, bloße Appelle an die Bevölkerung reichten nicht. Der Verband fordert Ernährung als Pflichtfach in der Schule.

Schmidt pocht zudem auf ein Gesetz zur besseren Gesundheitsvorsorge: „Ich werde da auch nicht nachlassen, dass es richtig wäre, dass man ein Gesetz zur Förderung der Gesundheit und Prävention von Erkrankungen auf den Weg bringt. Es steht im Koalitionsvertrag, und normalerweise sollte ja ein Koalitionsvertrag umgesetzt werden.“ Seehofer sagte: „Ich stimme dem ausdrücklich zu.“ Union und SPD hatten die Pläne nach Kritik der Union vor mehreren Monaten auf Eis gelegt.

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