Praxissoftware

Aut-idem-Kreuz für Rabattverträge

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Die AOK Sachsen-Anhalt geht bei den Rabattverträgen auf Nummer sicher: Die Kasse hat ein Softwaremodul entwickelt, dass Ärzten das jeweilige Rabattarzneimittel vorschlägt und automatisch ein Aut-idem-Kreuz setzt. Befolgt der Arzt die Vorgaben, winkt sogar eine Belohnung. In den Apotheken sorgt das Computerprogramm für zusätzlichen Aufwand.

Das Softwaremodul „Versorgungssteuerung“ wurde 2010 von AOK und Kassenärztlicher Vereinigung (KV) eingeführt. Das Programm soll Hausärzte dabei unterstützen, Fehlverordnungen zu vermeiden und Regressen vorzubeugen. Sobald das Zusatzmodul installiert ist, werden in der Praxissoftware Rabattpräparate grün hervorgehoben. Vor patentgeschützten Analogpräparaten (Me-too) warnt das System mit einer roten Hinterlegung.

Für die Apotheker bedeutet das Softwaremodul zwar einerseits eine Entlastung, da sie nicht mehr das jeweils richtige Rabattarzneimittel heraussuchen müssen. Ist das Rabattpräparat aber nicht lieferbar, gibt es einen erheblichen Mehraufwand: Wegen des Aut-idem-Kreuzes können die Apotheker dann nicht einfach eine Sonder-PZN aufdrucken. Sie müssen das Rezept an den Arzt zurückschicken, damit dieser das Rezept korrigiert.

Der KV zufolge nutzen bislang 800 Hausärzte das Softwaremodul - 1480 Hausärzte gibt es in Sachsen-Anhalt. Die AOK scheint mit der Resonanz nicht zufrieden zu sein und macht Druck: In einem Brief rechnete die AOK den Ärzten jetzt einen angeblich verursachten Schaden vor und drohte mit Regressforderungen. Wenn sich ein Arzt für die Praxissoftware entscheide, ziehe die AOK die gestellten Regressanträge zurück - bei Nichteinsatz des Moduls würden die Prüfverfahren weitergeführt, heißt es in dem Schreiben.

Die KV erhofft sich von dem Softwaremodul eine bessere Compliance: Der Arzt könne durch das Aut-idem-Kreuz sicher sein, dass der Patient genau das Präparat bekomme, das er verordnet habe, erklärt ein KV-Sprecher. Die Software helfe außerdem, die Zielquoten der Ärzte zu erfüllen: Wenn die Mediziner einen bestimmten Anteil an Rabattarzneimittel verordnen, entfällt für sie die Wirtschaftlichkeitsprüfung und sie könnten von einer „wirtschaftlichen Förderung“ profitieren, so der Sprecher.

Laut KV soll das Softwaremodul künftig auch den 1850 Fachärzten in Sachsen-Anhalt zur Verfügung stehen. Außerdem ist geplant, auch die IKK Gesund Plus in das Programm aufzunehmen.

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