Kritik am Eckpunktepapier

„Apothekenzerstörungsprogramm“

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Berlin -

Während die Abda sich mit Kritik am Eckunktepapier von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zurückhält, kommen deutliche Worte aus dem Saarland: Kammerpräsident Manfred Saar spricht von einem „Apothekenzerstörungsprogramm“.

Honorarumverteilung und Light-Filialen sind die wesentlichen Teile des Eckpunktepapiers. Damit soll angeblich die Arzneimittelversorgung sichergestellt werden, vor allem in strukturschwachen Gebieten. Doch das wird nicht funktionieren, ist sich Saar sicher.

2-Klassen-Versorgung

Light-Filialen auf dem Land, in denen nicht mehr zwingend Approbierte vor Ort sein müssen, bedeuteten nichts anderes als dass „die Landbevölkerung keinen Zugang mehr hat zum vollen Leistungsspektrum der Apotheken.“ Das Management von Engpässen, pharmazeutische Dienstleistungen, Schutzimpfungen – all dies und noch viel mehr wäre den Menschen auf dem Land versperrt. „Damit wird der 2-Klassen-Gesellschaft in unserem Land weiter Vorschub geleistet.“ Der Patient stehe nicht mehr im Mittelpunkt.

„Im Ergebnis schaffen wir profane Arzneimittelabgabestellen, wie sie bereits in den letzten Tagen der DDR bestanden. Dass daneben in den nunmehr favorisierten Zweigapotheken ohne Anwesenheitspflicht eines Apothekers keine Betäubungsmittel mehr abgegeben werden können, spricht Bände.“

„Lebensfremd“

Doch Zweigapotheken sind nur ein Baustein der Reform. Geplant ist auch eine Umverteilung des Apothekenhonorars von starken auf schwache Apotheken vor. Zuletzt wurde das Honorar 2012 angepasst. Die Folgen sind deutlich spürbar, denn die Zahl der Apotheken erreicht in jedem Jahr einen neuen Negativrekord. Allein im Saarland ist die Zahl der Apotheken seit 2013 von 324 auf aktuell 263 Apotheken gesunken. „Dass nunmehr mit dem Griff in die sozialistische Mottenkiste einer Umverteilung geglaubt wird, diesen Trend zu stoppen, ist vollkommen lebensfremd.“ Der Fixbetrag soll angehoben und der Apothekenaufschlag von 3 auf 2 Prozent gesenkt werden. Ein „Nullsummenspiel“.

„Mit seinen Apotheken-Reformplänen drei Tage vor Weihnachten verspielt der Minister jegliches Vertrauen in die Politik. Sowohl das Vertrauen des Berufsstandes als auch das Vertrauen der Patientinnen und Patienten insbesondere auf dem Land.“

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