Krebsmedikamente

Giotrif: Auf die Mutation kommt es an

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Berlin -

Seit September 2013 ist Giotrif (Afatinib) für die Behandlung von nicht vorbehandelten Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs zugelassen, bei denen eine aktivierende Mutation des EGF-Rezeptors nachgewiesen ist. Die US-Zulassung ist auf die Mutationen del19 und L858R beschränkt. Auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sieht nur in diesen Fällen einen möglichen Zusatznutzen.

Das IQWiG hatte Giotrif bei Patienten, die nicht vorbehandelt waren und keine größeren Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit hatten, mit Cisplatin/Pemetrexed verglichen.

Für Patienten mit Del19-Mutation gibt es demnach einen Hinweis auf einen erheblichen Zusatznutzen für den Endpunkt Gesamtüberleben; auch auf Symptomatik und Lebensqualität hat Afatinib laut IQWiG vermutlich positive Effekte, die teilweise altersabhängig sind. Negative Effekte traten in dieser Gruppe im Vergleich zu Cisplatin/Pemetrexed nur vereinzelt auf.

In der Subgruppe der Patienten mit L858R-Mutation fanden sich hinsichtlich der Symptomatik und Lebensqualität Anhaltspunkte für einen geringen Zusatznutzen – zumindest in der Altersgruppe bis 65 Jahre. Bei älteren Patienten gibt es keinen Beleg für einen Zusatznutzen.

Für Patienten mit anderen EGFR-Mutationen könnte die Behandlung mit Afatinib sogar nachteilig sein: Laut IQWiG gibt es einen Hinweis auf einen geringeren Nutzen im Vergleich zu Cisplatin/Pemetrexed.

Bei Patienten mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit sowie bei Patienten, die schon eine oder mehrere Chemotherapien erhalten hatten, lagen laut IQWiG keine relevanten Daten vor. Entsprechend gilt der Zusatznutzen als nicht belegt.

Der Hersteller Boehringer Ingelheim sieht einen Zusatznutzen für ein breiteres Patientenkollektiv und will seine Position im Anhörungsverfahren vortragen. Voraussichtlich im Mai will der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) über den Zusatznutzen entscheiden.

Afatinib ist der erste Wirkstoff, der EGF (ErbB1) sowie andere Tyrosinkinasen wie HER2 (ErbB2), ErbB3 und ErbB4 irreversibel blockiert. Die Rezeptoren der ErbB-Family spielen eine wichtige Rolle bei Wachstum und Progression vieler Tumorerkrankungen.

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