Seltene aber gefährliche Wechselwirkung

Fenofibrat: Kritischer HDL-Abfall unter Bempedoinsäure

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Berlin -

Die Kombination aus Bempedoinsäure und Fenofibrat kann in seltenen Fällen zu extrem niedrigen HDL-Werten führen. Das steht im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Ein Fall aus der medizinischen Fachliteratur sorgt aktuell für Aufmerksamkeit: Ein 55-jähriger Mann mit einer erblich bedingten Fettstoffwechselstörung (familiäre Hypercholesterinämie) erlitt unter der gemeinsamen Anwendung von Bempedoinsäure und Fenofibrat einen drastischen Abfall seines HDL-Cholesterins – des sogenannten „guten“ Cholesterins. Der Wert fiel auf nur noch 5 mg/dl, was extrem niedrig ist und potenziell gefährlich sein kann, so berichtet die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ).

Der Patient litt unter einer Statinunverträglichkeit und erhielt im Rahmen seiner Medikation eine Kombination aus: Ezetimib, Evolocumab, Fenofibrat und seit Mai 2023 zusätzlich Bempedoinsäure. Ziel war es, seinen LDL-Cholesterinwert zu senken. Plötzlich sank jedoch sein HDL-Cholesterin stark und erreichte mit nur 5 mg/dl einen kritischen Tiefpunkt. Normale HDL-Werte liegen deutlich höher, meist über 40 mg/dl. Zusätzlich wiesen Ärzte im Blutbild sogenannte Stomatozyten – veränderte rote Blutkörperchen, die ebenfalls auf eine Störung hinweisen können – nach. Andere mögliche Ursachen wie Leber- oder Nierenerkrankungen oder Infektionen konnten ausgeschlossen werden.

Fenofibrat wurde daraufhin abgesetzt und der HDL-Wert normalisierte sich vollständig. Auch die auffälligen Blutveränderungen verschwanden.

Bei einer späteren Überprüfung von Patientendaten fanden die Ärzte weitere Fälle, bei denen HDL-Werte unter der Kombination aus Bempedoinsäure und Fenofibrat vorübergehend stark absanken – und sich nach dem Absetzen von Fenofibrat wieder normalisierten. Zwar seien diese Reaktionen selten, sollten aber dennoch ernst genommen werden, so die AkdÄ, da eine massive Erniedrigung der HDL-C-Werte mit kardiovaskulärer Morbidität assoziiert sein kann.

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