Konkurrenz mit bestehenden Varianten

Covid-Medikament: Mutationen durch Molnupiravir?

, Uhr
Berlin -

Das Virostatikum Molnupiravir könnte laut einigen Wissenschaftler:innen für problematische Mutationen des Sars-Cov-2-Virus sorgen. Lebensfähige mutierte Viren, welche nach einer Molnupiravir-Behandlung auftreten, könnten mit bestehenden Varianten konkurrieren. Schlimmstenfalls würde das eine katastrophale Wendung im Pandemiegeschehen auslösen.

Molnupiravir ist ein Virostatikum, welches zur Vorbeugung von schweren Covid-Verläufen eingesetzt wird. Bei dem antiviralen Wirkstoff handelt es sich um ein Prodrug des synthetischen Nukleosidderivates N4-Hydroxycytidin. Erst der aktive Metabolit kann in die virale RNA eingebaut werden, um einen Kopierfehler zu erzeugen und die Polymerasen und damit die Replikation zu stören, folglich kann sich das Virus nicht weiter vermehren.

Die Krux: Unter einer Therapie mit Molnupiravir können auch neuartige Sars-Cov-2-Viren entstehen. Diese nicht nur lebensfähig sondern können sich auch weiter vermehren. Belegt wird dies durch eine neue Untersuchung, welche kürzlich als Preprint auf „Medrxiv“ veröffentlicht wurde. Dr. Thomas Peacock, Virologe vom Imperial College in London, untersuchte dieses Phänomen anhand einer Studie genauer.

Häufiger Mutationen seit Einsatz von Molnupiravir

Die Forscher:innen suchten in Sequenzdatenbanken nach Molnupiravir induzierten Mutagenesen. Die verdächtigen Variationen tauchten in dem Zeitraum gehäuft auf, in dem das Virostatikum zum Einsatz kam. In den Ländern, in denen das Mittel häufig eingesetzt wurde (USA, Australien und Großbritannien) kam die Sequenz bis zu 100-mal häufiger vor als in Isolaten anderer Länder mit vergleichsweise seltenerem Einsatz.

„Es ist sehr klar, dass lebensfähige mutierte Viren (Molnupiravir-Behandlung) überleben und mit bestehenden Varianten konkurrieren können“, so der Virologe Professor Dr. William Haseltine, Vorsitzender von Access Health International, der wiederholt Bedenken hinsichtlich des Medikaments geäußert hat: „Ich glaube, wir steuern in eine Katastrophe“, heißt es in einem Nachrichtenbeitrag von Science weiter.

Merck-Sprecher dementiert

Weiter im Bericht: „Ein Sprecher von Merck bestreitet jedoch, dass das Medikament zur Entstehung weit verbreiteter Varianten geführt hat, und einige Forscher haben die Bedeutung der durch Molnupiravir verursachten Mutationen heruntergespielt.“ Das Sars-CoV-2-Virus habe weltweit Millionen von Menschen infiziert und sei dabei auf natürliche Weise schnell mutiert. Die Verbindung zwischen den Mutationen und dem Medikament sei unbewiesen: „Es gibt keine Hinweise darauf, dass ein antivirales Mittel zur Entstehung zirkulierender Varianten beigetragen hat“, so der Sprecher.

Bedenken äußerten Haseltine und andere Forscher:innen jedoch auch hinsichtlich der Mutationen, die in der menschlichen DNA induziert werden könnten. Bisher sei dies aber laut Science-Bericht noch nicht nachgewiesen worden. Ein Fazit über ansteckendere oder mutagenere Varianten können die Forscher:innen noch nicht ziehen: „Wir kommen zu keinem Schluss über das Risiko“, so Dr. Theo Sanderson Erstautor.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte