Kommentar

Randnotiz: Schlecker, das sind wir!

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Leere Regale, leere Märkte, leere Kassen. Die insolvente Drogeriekette Schlecker stemmt sich gegen den Zusammenbruch und versucht, mit einer medialen Charme-Offensive verloren gegangene Kunden zurückzugewinnen. Auf einer ganzseitigen Anzeige in der Bild-Zeitung erklären Familie und Belegschaft: „Wir sind weiter für Sie da!“

Mit „wir“, so erfährt der geneigte Leser gleich zu Beginn, meint der Konzern diesmal „vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier bei Ihrem Schlecker vor Ort“. „Wir“ sind gerne für Sie da. „Wir“ arbeiten gerne in unserem Schlecker-Markt, denn „wir“ haben seit Jahren einen guten Tarifvertrag. Außerdem haben „wir“ mit Schlecker einen verlässlichen Arbeitgeber, der „uns“ gute Arbeitsbedingungen bietet. Deshalb möchten „wir“ diesen Weg weiter gehen und „unsere“ offene Unternehmenskultur „alle gemeinsam“ weiter entwickeln.

Nun weiß man ja, dass Wahrheit und PR nicht zwangsläufig Hand in Hand gehen. Und man hat ja auch irgendwie Mitleid mit „wir“. An „unsere“ hauseigene Leiharbeitsfirma denken „wir“ also nicht mehr. Oder daran, wie „wir“ Sondermüll entsorgt haben. Oder an die Detektive, die per Videokamera oder Guckloch in der Wand auf „uns“ aufgepasst haben.

Was jetzt zählt, ist das „Wir“-Gefühl. Schließlich sind die Schleckers jetzt genauso arm dran wie „wir“. Oder sogar ein bisschen ärmer. Dass „uns“ der Zusammenhalt am Ende durch die Krise hilft, ist übrigens gar nicht so unwahrscheinlich: Denn „wir“ haben den Markt ja so kaputt gemacht, dass man „uns“ doch jetzt nicht sitzen lassen kann. We are Schlecker, Germany. For you. Vor Ort.

 

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