Nigeria

Pfizer-Vertreter hinter Gittern

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Ein nigerianisches Gericht hat im Zusammenhang mit einem Verfahren des Bundesstaates Kano gegen den weltgrößten Pharmakonzern Pfizer drei Mitarbeiter des Unternehmens in Untersuchungshaft nehmen lassen. Dies berichtet die nigerianische Tageszeitung „This Day“. Der Vorsitzende Richter erklärte, die verhafteten Personen hätten bereits für den ursprünglich auf den 6. November angesetzten Verhandlungstermin Vorladungen erhalten und setzte die Anhörung auf den 29. Januar fest. Bereits im Oktober hatte die nigerianische Justiz mit Festnahmen sowie der Einschaltung von Interpol gedroht, sollten der ehemalige CEO William C. Steere und neun andere Pfizer-Mitarbeiter nicht zum Verhandlungstermin erscheinen.

Pfizer soll während einer Masern-, Cholera- und Meningitis-Epidemie 1996 in Nigeria ohne Genehmigung der Behörden ein nicht zugelassenes Antibiotikum mit dem Namen Trovan an rund 200 Minderjährigen getestet haben. Elf Kinder waren gestorben, bei anderen Kindern war es zu erheblichen Nebenwirkungen wie Blindheit, Taubheit, Lähmung oder Hirnschäden gekommen. Die Regierung besteht auf Strafzahlungen wegen Verletzung der Menschenrechte in Höhe von bis zu sieben Milliarden US-Dollar.

Pfizer bestreitet die Vorwürfe. Der Einsatz des Medikaments in dem staatlichen Krankenhaus sei in Übereinstimmung mit der Regierung und internationalem Recht erfolgt. Stattdessen drängt der Konzern sogar darauf, einen belastenden Bericht aus dem Jahr 2001 nicht zu berücksichtigen, da dessen Autor, ein Mitarbeiter des nigerianischen Gesundheitsministeriums, der bereits zuvor versucht hatte, die klinischen Tests des Antibiotikums zu unterbinden, nun den Vorsitz der Ermittlungen führe und Pfizer somit kein faires Verfahren erwarten könne. Der Konzern will nun eine Freilassung seiner Mitarbeiter - darunter offenbar der nigerianische Geschäftsführer des Konzerns - erwirken, da diese nicht rechtmäßig vorgeladen worden seien.

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