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Die GKV hat immer Recht

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Berlin -

Wer der Allgemeinheit dient, der hat immer Recht. Das gilt für Finanzbeamte genauso wie für Mitarbeiter der Krankenkassen. Wer frei von den Niederungen des Versorgungsalltags und den Widrigkeiten der Selbstständigkeit an Paragraphen entlang agiert, der kann schlichtweg nicht falsch liegen. Auch diese Woche hat gezeigt: Die Apotheker müssen endlich lernen, Entscheidung des Systems zu akzeptieren statt zu hinterfragen. Im politischen System nennt man solche Zustände Diktatur, in der Gesundheitsversorgung Gesetzliche Krankenversicherung.

In Berlin wurde eine Apotheke retaxiert, weil den Mitarbeitern hätte auffallen müssen, dass auf dem Rezept zwei unterschiedliche Arztnummern standen und es damit gefälscht sein musste. 5000 Euro kostete der Spaß – der Apotheker konnte das Landessozialgericht nicht überzeugen, dass solche Unstimmigkeiten zum Alltag gehören und ansonsten ein vergleichsweise harmloses Übel sind. Die AOK warf dem Apotheker vor, „weltfremd“ zu sein, und überzeugte mit einem Bierdeckelvergleich die Richter.

Anderer Fall, ähnliches Fiasko vor dem Sozialgericht Düsseldorf: Zytoapotheker dürfen Sterilrezepturen nicht auf Basis von Herstellungsplänen oder ähnlichen Unterlagen liefern: Vor der Abgabe muss zwingend das Kassenrezept ausgestellt sein, ansonsten fehlt der Kasse „im Rahmen ihrer Massenverwaltung die erforderliche Klarheit“. 4000 Euro, die die pronova BKK den betroffenen Ärzten abziehen darf. Apropos Klarheit: Warum hat sich die Kasse eigentlich nicht vorher mit den Leistungserbringern an einen Tisch gesetzt, um das Problem rechtsverbindlich zu lösen.

Um eine deutlich höhere Summe ging es in dieser Woche bei Sanofi: 28 Millionen Euro muss der Konzern zahlen, weil ehemalige Mitarbeiter den Chef eines Zwischenhändlers bestochen haben sollen. Treppenwitz der Geschichte: Mit Bestechung hatte der Fall eigentlich weniger zu tun. Vielmehr ging es wohl um Graumarktgeschäfte, die der Konzern über ein kompliziertes Konstrukt für weite Teile der Branche abwickelte. Am Ende passte die Schablone nicht nur für den Staatsanwalt: Lieber ein paar „korrupte“ Mitarbeiter rausschmeißen und eine Millionenstrafe akzeptieren, als als „Resterampe“ mit dubiosen Geschäften in Verbindung gebracht zu werden.

Was sonst noch geschah: Schwabe will sich in der Werbung mit seinen Konkurrenten vergleichen, die Parmapharm will ihre Krise hinter sich lassen. Ordermed bekommt Geld von KfW, Alliance verliert seinen Vorstandschef.

Das ARZ Haan macht seinem scheidenden Stammaktionär – dem Apothekerverband Westfalen-Lippe – als Clearingstelle Konkurrenz. Ex-Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) lehrt und lernt in den USA – für seine Zukunft in Deutschland? Die Ärzte suchen nach Alternativen zur Wartezeitengarantie, die ABDA bleibt bei den Paralympics als einziger nationaler Förderer zu Hause. Und ein Dachentaler kostet 1500 Euro Strafe.

Zum Schluss: In den Apotheken ist die Zahl der Mitarbeiter laut Statistischem Bundesamt (Destatis) 2012 um 1,1 Prozent zurückgegangen. Damit waren die Apotheken die einzigen Einrichtungen im Gesundheitswesen, die einen Rückgang beim Personal verzeichnen müssen.

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