Infektionskrankheiten

Potenzielle neue Wirkstoffe gegen Dengue

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Berlin -

Gegen Denguefieber gibt es bislang kein Mittel und keine Impfung. Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg haben jetzt aber potenzielle neue Wirkstoffe gegen das Denguevirus entwickelt. Die Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachjournal „Antimicrobial Agents and Chemotherapy“.

Bei der Suche nach Medikamenten gegen das Denguevirus konzentriert sich die Wissenschaft auf ein bestimmtes Enzym des Erregers, die Protease NS2B/NS3, da solche Hemmstoffe gegen ähnliche Proteasen bei anderen Viren sehr wirksam seien - etwa zur Behandlung von HIV und Hepatitis.

Gegen die Dengue-Protease gibt es ebenfalls einige Hemmstoffe. Sie können aber bestenfalls die Hälfte der Viren davon abhalten, sich nicht mehr zu vermehren, das sei für klinische Anwendungen zu wenig. Die Arbeitsgruppe des Würzburger Virologen Dr. Jochen Bodem hat nun wirksamere Hemmstoffe gefunden. „Wir haben sieben gute bis sehr gute Hemmstoffe aus der Molekülklasse der Diaryl-Thioether entwickelt und zwei davon sind sogar richtig gut“, so Bodem.

Bei den beiden besten Hemmstoffen überleben schon bei sehr niedrigen Wirkstoffkonzentrationen nur rund drei Prozent der Virenpopulation in einer Zellkultur. Das sei ein sehr gutes Ergebnis, zumal die Hemmstoffe ausschließlich auf Dengueviren zielen und keine Auswirkungen auf sehr nahe Verwandte wie das Hepatitis-C-Virus haben.

Entwickelt wurden die neuen Wirkstoffe von einem Team aus Virologen und Pharmazeuten. Die Hemmstoffe wurden synthetisiert und deren Wechselwirkungen mit dem Enzym mittels computergestützter Methoden untersucht und weiterentwickelt. Später wurde die Protease der Viren gewonnen und gereinigt sowie im Sicherheitslabor der Effekt der Wirkstoffe auf das Denguevirus nachgewiesen. Als nächstes wollen die Wissenschaftler prüfen, ob die neuen Wirkstoffe negative Effekte auf höhere Organismen haben und ob sie auch dort die Virusvermehrung hemmen.

Das Denguefieber kommt ursprünglich in den Tropen vor. Seit einigen Jahren tritt es aber auch in anderen warmen Regionen der Erde auf, etwa am Mittelmeer. 1970 trat die Infektion nur in neun Ländern auf, heute in mehr als 100 Staaten. Das Robert Koch-Institut berichtete schon 2010 von Denguefieber-Fällen in Südfrankreich und Kroatien. In Deutschland gab es im Jahr 2013 insgesamt 879 aktenkundige Denguepatienten – allesamt Reisende, die sich in südlichen und tropischen Ländern infiziert hatten. Global schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zahl der Infektionen auf jährlich 390 Millionen.

Übertragen wird das Virus durch die Tigermücke und andere Stechmücken. Meist bleibt die Infektion unbemerkt, denn in fast 90 Prozent der Fälle zeigen sich keinerlei Krankheitszeichen. Beim Rest kommt es zu einer grippeartigen Erkrankung, die allerdings besonders bei Kindern einen lebensgefährlichen Verlauf nehmen kann. Neben Muskel- und Knochenschmerzen mit tagelangem hohen Fieber treten dann innere Blutungen und andere schwere Symptome auf. Ohne intensivmedizinische Behandlung stirbt etwa die Hälfte der Betroffenen.

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