TV-Bericht

Experten kritisieren Tamiflu

, Uhr

In den vergangenen Jahren hat die Angst vor der Vogelgrippe dem Pharmakonzern Roche Milliardeneinnahmen durch den Absatz des Medikaments Tamiflu (Oseltamivir) in die Kassen gespült, berichtete gestern die TV-Sendung „plusminus“. In dem Beitrag wurde die Wirksamkeit des Präparats jedoch in Frage gestellt.

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) empfehle keinen generellen Einsatz von Tamiflu im Zusammenhang mit der Grippe, erklärte der Vorsitzende der Kommission, Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig: „Es gibt keine kontrollierten Studien, die belegen, dass Tamiflu oder andere Neuraminidase-Hemmer die Sterblichkeit verringern.“ Im Zusammenhang mit der Grippebehandlung gebe es keine Personenkreise, die eindeutig von dem Mittel profitierten, so der Experte.

Nach Angaben des Herstellers solle Tamiflu auch vor Ansteckung mit Grippeviren im Fall einer Pandemie schützen, hieß es in dem Beitrag. Professor Dr. Peter Schönhöfer, Mitherausgeber der Pharmazeitschrift „arznei-telegramm“, sagte gegenüber plusminus: „Es müssen 15 Leute behandelt werden, um einen Infektionsfall zu verhindern. Es ist ein sehr schwach wirksames Mittel.“

Auf Anfrage der ARD-Sendung habe Roche mitgeteilt: „Die verfügbaren Hinweise über die klinische Wirksamkeit von Oseltamivir (Tamiflu) gegen Vogelgrippe bestehen (...) aus Fallberichten, die sich auf kleine Patientengruppen beziehen. Bis dato konnte die Wirkung (...) nur in eingeschränktem Umfang untersucht werden.“

Vorsorglich haben sich die Bundesländer unterschiedlich stark mit Tamiflu oder dem ähnlich wirkenden Relenza bevorratet: Während Nordrhein-Westfalen für 30 Prozent der Bevölkerung Medikamente bereit hält, ist Bremen mit 11 Prozent Abdeckung deutlich zurückhaltender. Angesichts der Kritik der Experten an dem Medikament, zeigte sich Dr. Matthias Gruhl, Abteilungsleiter im Bremen Gesundheitsressort, skeptisch: „Ich würde das sehr gerne in zwei Jahren diskutieren, wenn wir wissen, ob sich die Expertenmeinungen zur Vogelgrippe nicht inzwischen etwas verändert haben.“ Dann müsste Bremen die Altbestände an Tamiflu ersetzen. Insgesamt haben die Bundesländer laut Bericht 200 Millionen Euro in die Bevorratung investiert.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte