Kommentar

Die Ratte in der Großhandelskiste

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Berlin -

Ein Apotheker, eine Ratte und eine Großhandelskiste. Das klingt verdächtig nach Sommerloch-Story. Doch eine nordrhein-westfälische Apotheke hatte tatsächlich eine Heimsuchung der besonderen Art. Der Kampf mit dem Nager im Treppenhaus beschäftigte die Apotheke den halben Tag - und konnte nur dank Großhandelswanne gelöst werden.

Die Kammerjäger im Ort fühlten sich mangels Terminabsprache nicht zuständig; die Ratte hatte ihr Kommen dummerweise nicht angekündigt. Aber Apotheker sind von Berufs wegen selbständig, und das Rattenproblem wurde beherzt mit einem Eimer angegangen. Der Nager entkam und biss dem Apotheker auch noch in den Finger.

Dann wurde die Ratte im Keller gestellt. Das erste Blutvergießen hatte das – mittlerweile versammelte – Apothekenteam zu einem Strategiewechsel bewogen: Mit einer Spur aus Käse und Brot sollte das Tier in die Falle gelockt werden – allein der Erfolg blieb aus: Entweder kannte die Ratte den Trick oder sie machte sich ganz unmäusehaft nichts aus Käse.

Dem Apotheker und seiner Frau wurde die Sache jetzt zu bunt: Mit vereinten Kräften bugsierten sie eine Großhandelskiste (Phoenix) über die Ratte. Dann wurde es pharmazeutisch: Ein mit Chloroform getränktes Papiertuch anästhesierte das Tier in seiner Kiste. Schließlich holte die Tierhilfe die Ratte ab, sie soll wieder ausgesetzt werden.

Wer meint, die Geschichte sei banal, übersieht – neben der grundsätzlichen Bedeutung des Großhandels – die politische Sprengkraft. Wenn mit der Novelle der Apothekenbetriebsordnung die Auflagen für Labors verwässert werden, ist beim nächsten Rattenangriff kein Chloroform mehr im Haus. Das ist das Problem: Politiker sehen nie das Ganze und haben keine Ahnung von den Problemen an der Basis.

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