Freie Termine

Apotheken suchen Impfkundschaft

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Berlin -

Immer mehr Apotheken dürfen gegen Covid-19 impfen. Allerdings ist die Nachfrage der Kundschaft noch zurückhaltend. Diejenigen Betriebe, die Impfungen anbieten, suchen mitunter nach Impfwilligen, um keine Dosis eines angebrochenen Vials zu verschwenden. „Erst wenn es Fertigspritzen gibt, wird es erst richtig losgehen“, sagt Apotheker Michael Winkler.

Winkler ist Inhaber der Apotheke im Carré in Göttingen, seine Frau führt die Süd-Apotheke in der niedersächsischen Stadt. Dort können sich Kund:innen seit vergangener Woche gegen Covid-19 impfen lassen. Bisher wurden sechs Impfwillige gefunden und erfolgreich immunisiert. Die Situation sei „ganz entspannt und die Leute sehr nett“ gewesen, sagt Winkler. „Sie haben vollstes Vertrauen in die Apotheke.“ Die Geimpften hätten keinen Hausarzt gehabt oder gingen selten dorthin. „Da waren wir die angedachte Ergänzung des vorhandenen Angebots.“

Lockerungsdebatte hemmt Impfbereitschaft

Für diese Woche sucht die Apotheke noch Impfwillige. Die geringe Nachfrage liegt Winkler zufolge auch an dem breiten Angebot an Impfmöglichkeiten. Dazu komme die aktuelle Diskussion um Lockerungen. „Das steigert die Impfbereitschaft nicht. Diejenigen, die bisher am Zweifeln waren, haben damit jetzt das Gefühl, dass sie durch sind.“

„Wir brechen ein Vial an, wenn wir drei Termine haben“, sagt er. Noch könnten sich zwei bis drei Kund:innen für eine kurzfristige Impfung am Donnerstagnachmittag mit Comirnaty melden. Falls sich keiner findet, hat die Apotheke vorgesorgt, um keine Dosen zu verschwenden. Eine PTA habe Verwandschaft, die für eine Impfung bereitstünde. Denn den wichtigen Impfstoff wegschmeißen, kommt für die Apotheke nicht in Frage. In dieser Woche seien keine neuen Vials bestellt worden.

Dennoch ist aufwändig, die Impftermine zu koordinieren. „Über das betriebswirtschaftliche darf man momentan nicht reden. Wir sehen es noch nicht unter diesem Blickwinkel“, sagt Winkler. Wenn sich mindestens drei Interessierte finden, fragen die Angestellten nach einem präferierten Impftag. Winkler erwartet, dass mit dem Angebot an Fertigspritzen oder Einzeldosen richtig Schwung in die Apotheken-Impfungen kommen wird. Dann könne man spontan vorbei kommen. Da es den Herstellern zunächst um eine schnelle Zulassung des Impfstoffes und der Politik um die schnelle Verbreitung mittles Massenimpfung gegangen war, war das klassische Vial die beste Primärverpackung. Zudem sind Stabilitätsdaten für ultratiefgekühlte Waren in einem Fertigpen oder einer Fertigspritze aufwendiger.

Apotheken-Impfung noch Lernphase

Die frühe Teilnahme an der Impfkampagne sei dennoch bewusst gewählt worden, sagt er. Dem Apothekerpaar geht es um den Lernfaktor. „Der Teufel sitzt oft im Detail. Wir wollen uns vorbereiten, damit wir die Abläufe können, wenn die Impfung mehr nachgefragt wird.“ Momentan nehmen sich die geschulten Approbierten 20 Minuten Zeit für die Impfung. „Das kann betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll sein.“

Auch in der Weber-Apotheke in Gelsenkirchen sind noch Impftermine frei. Vor dem offiziellen Start wurden bereits die Daten von interessierten Kund:innen aufgenommen, die sich in der Apotheke impfen wollten. Diese werden nun angefragt. Doch von bis zu 30 Personen seien mittlerweile einige geimpft. Das erste Vial Comirnaty sei vergangenen Freitag erfolgreich verimpft worden, sagt ein Approbierter. Aktuell seien zwei Plätze frei. „Ein Vial Moderna mit 20 Boosterdosen zu verimpfen, ist momentan utopisch.“ Deshalb liege das Fläschchen Spikevax gemeinsam mit vier Vials Comirnaty im Kühlschrank. Auch in Gelsenkirchen schickte das Team in dieser Woche keine Bestellung ab.

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