Phoenix Spezial

Treuhänder übernimmt Phoenix-Anteile

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Am späten Donnerstagabend haben Vertreter der Merckle-Gruppe und der Gläubigerbanken ihren Treuhändervertrag für den Mannheimer Pharmahandelskonzern Phoenix nach dreitägigem Schlussspurt unter Dach und Fach gebracht. Zugleich wurde das Stillhalte-Abkommen bis Ende Januar 2011 verlängert. Damit steht der Umstrukturierung nichts mehr im Weg. Noch ist unklar, ob auch Phoenix zur Tilgung der Außenstände der Familie Merckle tatsächlich veräußert werden muss.

Im Rahmen der Vereinbarung, um die seit Februar gerungen wurde, übertrugen die Familie sowie die von ihr kontrollierten Vermögensverwaltungen Hageda, Otto Stumpf und F. Reichelt dem Treuhänder ihre Anteile an der Phoenix Aktiengesellschaft. Die drei ehemaligen Großhandlungen hatten ihr Geschäft Anfang der 1990er-Jahre in Phoenix eingebracht und im Gegenzug Anteile am Konzern erhalten.

Mit der Übertragung auf den Treuhänder bleiben die Gesellschaften zwar Eigentümer; die Hoheit über die Verwendung der Geschäftsanteile liegt nun aber bei Professor Dr. Harald Wiedmann. Dem Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwalt und Steuerberater obliegt es, gemeinsam mit dem Chief Restructuring Officer Dr. Michael Keppel den verschachtelten Konzern umzubauen und gegebenenfalls sogar als Ganzes oder in Teilen zu verkaufen.

Bei wichtigen Entscheidungen muss der Treuhänder auch die Eigentümer befragen, zu denen im Fall von Reichelt immer noch einige Minderheitsaktionäre gehören. Der Vorstand hat sich daher vorbehalten, gegebenenfalls die Zustimmung der Hauptversammlung einzuholen. Dies dürfte angesichts der aufgeladenen Stimmung kein allzu leichtes Unterfangen werden.

Tatsächlich war den Eigentümergesellschaften Ende vergangenen Jahres nichts anderes übrig geblieben, als sich am Stillhalteabkommen der Merckle-Gruppe zu beteiligen. Nachdem Phoenix seit einem Jahr keine Gewinne mehr ausgeschüttet hat und dies auch in naher Zukunft nicht zu erwarten ist, drohen auch auf den übergeordneten Konzernhierarchien Liquiditätsengpässe. Die Pachten für die Phoenix-Niederlassungen reichen als Deckungsbeiträge nicht aus, zumal auch Darlehen innerhalb der Firmengruppe laut Abkommen nicht zurückgezahlt werden können.

Mit dem neuen Standstill-Abkommen liegen alle Zahlungen zur Tilgung von Krediten gegenüber externen Gläubigern für die kommenden Monate auf Eis. Aufgrund der fortlaufenden Finanzierung wachsen die Forderungen der Banken auf allen Ebenen des Konzerns ständig weiter.

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