Skonto-Streit

Wörwag zerrt Noweda vor Gericht

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Berlin -

Der Generikahersteller Wörwag zieht gegen den Großhändler Noweda vor Gericht. Auslöser ist ein Streit um die Einkaufskonditionen – und die Kommunikation darüber. Wörwag hatte gegenüber den Großhändlern das Skonto gekürzt, die Noweda hatte die Apotheken informiert. Wegen dieses Schreibens hat der Hersteller beim Landgericht Stuttgart jetzt einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gestellt. Die Noweda will sich davon nicht einschüchtern lassen.

Wörwag hatte den Großhändlern Anfang des Jahres mitgeteilt, dass man aufgrund sinkender Nettoumsätze nicht mehr den bisherigen Skontosatz von 2 Prozent gewähren könne. Neuerdings gibt es nur noch 0,5 Prozent auf das Rx-Sortiment. Betroffen ist auch die Tochterfirma AAA-Pharma.

Die Noweda hatte die Apotheken Ende Februar darüber informiert – und ihrerseits mit Kürzungen reagiert: Ab April bekommen die Apotheken gar kein Skonto mehr für Rx-Artikel der beiden Unternehmen. Zudem will die Genossenschaft die Freiwahlartikel von Wörwag ab dem 1. Mai auslisten.

Die Aussagen der Genossenschaft hält der Hersteller für einseitig und falsch. Es sei keineswegs so, dass man die Zahlungskonditionen aller Produkte „massiv verschlechtert“ hätte. So seien die Konditionen im OTC-Sortiment für den Großhandel unverändert. Aus Sicht des Herstellers erweckt die Noweda absichtlich den Eindruck, die Konditionen würden generell gekürzt.

Der Großhändler hätte die Apotheken Wörwag zufolge darauf hinweisen müssen, dass auf das Rx-Sortiment noch immer ein Skonto in Höhe von 0,5 Prozent und auf OTC weiterhin 2 Prozent gewährt würden. Auch die verlängerten Zahlungsziele von 8 Tagen auf 20 Tage hätten demnach Erwähnung finden müssen. Das Landgericht soll Noweda dazu verdonnern, die Sache klarzustellen. Einen Termin zur mündlichen Verhandlung gibt es dem Vernehmen nach noch nicht.

In einem aktuellen Schreiben an die Apotheken räumt die Noweda ein, dass die Aussagen des Herstellers inhaltlich zutreffen. „Sie ändern aber nichts daran, dass die Einkaufskonditionen der Noweda 'unter dem Strich' signifikant gekürzt wurden – so wie Noweda es ihren Mitgliedern und Kunden wahrheitsgemäß mitgeteilt hat.“ Schließlich reduzierten sich die Skontoerträge auf Rx und OTC nach der Kürzung auch unter Berücksichtigung der Zahlungszielverlängerung auf etwa die Hälfte des bisherigen Betrages.

Der Großhändler will sich nicht den Mund verbieten lassen: „Als apothekereigenes Unternehmen wird die Noweda unabhängig von dem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung von Wörwag und AAA-Pharma vor dem Landgericht Stuttgart ihre Mitglieder wie bisher über die für sie relevanten Umstände informieren und die Kürzung der Skontokonditionen auch weiterhin unter keinen Umständen akzeptieren“, so die Ansage.

Wörwag hatte seinerseits Apotheken angeschrieben und den Sachverhalt aus eigener Sicht beschrieben. Vereinzelt wurde Apotheken sogar geraten, notfalls den Großhändler zu wechseln. Die Apotheken könnten entweder direkt beim Hersteller oder beim Großhändler AEP bestellen – der könne nämlich alle Produkte liefern, hieß es.

Wörwag erwirtschaftet rund 170 Millionen Euro, davon mehr als drei Viertel im Ausland. Das Unternehmen gehörte zu den Rabattvertragspartnern der ersten Stunde und hat im OTC-Bereich vor allem sogenannte Biofaktoren im Angebot. 2000 übernahmen Monika Wörwag und Dr. Marcus Wörwag in zweiter Generation die Führung des Unternehmens; Roland Spleiss hat die Firma nach sieben Jahren gerade verlassen. Firmengründer Dr. Fritz Wörwag betreibt nach wie vor die Stadtapotheke in Stuttgart-Zuffenhausen.

Dass die Noweda rigoros wird, wenn die eigenen Konditionen nicht stimmen, musste zuletzt auch Bios Medical Sevices (BMS) erfahren. Die Firma hat sich auf den Parallelimport von Produkten zur Wundversorgung spezialisiert. Weil der Großhändler daran weniger verdiene als an den Originalprodukten, sei man im Januar kurzerhand ausgelistet worden, berichtet BMS.

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